Palermo

Die größte sizilianische Stadt Palermo hatte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wahrlich keinen guten Ruf. Immerhin galt sie lange Zeit als dreckige, verwahrloste Metropole, die sich fest im Würgegriff der Mafia befand, die ihrerseits praktisch jede positive Entwicklung im Keim erstickte. Eine reiche Stadt ist Palermo freilich auch heute nicht.

Dennoch gibt es viele Signale dafür, dass er stark bergauf geht. In diesem Sommer beherbergt die Stadt die Kunst-Biennale Manifesta. In ihrem Zuge wurden zahlreiche verfallene Gebäude saniert – und sie sollen auch nach dem kulturellen Event entsprechend genutzt werden. Darüber hinaus sorgt die Stadtverwaltung dafür, dass immer mehr Straßen zu Fußgängerzonen werden und die Metropole auch so an mehr Lebensqualität gewinnt. Nicht zuletzt führt die Stadt die ehemals verwahrloste Zone rund um den Hafen zunehmend den Bewohnern zu.

Die Einheimischen leisten ebenfalls ihren Beitrag. Ich hielt Palermo stets für eine Steigerung des chaotischen Neapels. Tatsächlich besteht aber in der größten Stadt Siziliens ein deutlich größeres Bewusstsein für Recht und Ordnung. Autos halten überraschend oft an Zebrastreifen, Bürger rufen zudem schnell mal die Polizei, wenn Ihnen irgendwo etwas Unrechtes auffällt.

Auch die kulinarische Szene in Palermo ist überaus dynamisch. Palermo verfügt über eine große Street Food-Tradition – mit Plätzen, die sich abends in große Garküchen fast wie in Asien oder arabischen Ländern verwandeln. Dann dampf es eindrucksvoll über den Piazzas, was den Plätzen einen beinahe tropischen Charakter verleiht.

Natürlich gibt es auch viele Anzeichen einer Hipster-Szene. Anders als zum Beispiel in Rom konzentriert sich die aber nicht auf einzelne Viertel, sondern verteilt sich über das gesamte Innenstadt-Gebiet. Craft Beer gibt es zum Beispiel bei Extras Hop und Ballarak. Lecker vortrinken kann man zudem in der Bruto Bar. Gut geschmeckt hat es mir im modernen Restaurant A’Ninca in der Kalsa – sozusagen der Innenstadt von Palermo. Polpette – kleine Bällchen in allen erdenklichen Fisch-, Gemüse- und Fleischformen findet Ihr in der Polpetteria.

Unter den schickeren Lokalen wären Seven, Quattro Mani sowie Tribeca zu nennen. Moderne Interpretation von Street Food gibt es zum Beispiel im Passami U Cappu, wo man zum Beispiel frittierte Varianten von Thunfisch bekommt oder auch die etwas befremdlichen Spleensandwiches aus Innereien, die auf eine jahrhundertelange Stadtgeschichte zurückgehen.

Obwohl Palermo am Meer liegt, ist es alles andere als einfach, am Ufer zu sitzen. Eine Ausnahme ist A’Cala – eine Art Lounges-Restaurant mit großem Außenbereich an der Marina. Hier bekommt man für 10 Euro einen Cocktail, Long Drink oder Sprizz inklusive Häppchen im Rahmen des frühabendlichen Aperitivo. Den gibt es zudem rund um die im Sommer sehr angesagte Piazza Magione. Dort befindet sich übrigens auch ein süßes und überaus freundliches Museumscafé, das ich Besuchern wärmstens für ein kleines Frühstück ans Herz legen kann: Das Café Letterario.

Ich war nur drei Tage in Palermo und konnte daher kulturell wie auch kulinarisch bestenfalls an der Oberfläche der Stadt kratzen. Die Tatsache, dass alles eher weit auseinander liegt, macht es nicht so einfach. Das Bussystem ist jedoch überraschend einfach und beim nächsten Mal würde ich auch einen Ausflug zum schönen Mondello-Strand im Norden der Stadt machen. Zudem würde ich womöglich die legendäre Mafia-Tour machen, die zu erfolgreichen Beispielen des Widerstands führt.

Nicht zuletzt rate ich dringend von einem Besuch im Hochsommer ab. Auch wenn sich Palermo sehr gemacht haben muss, handelt es sich nach wie vor um eine recht schmutzige Stadt – mehr in den Seitenstraßen als auf den Hauptmeilen, die zunehmend gepflegter sind. Alles in allem ist die Metropole dennoch immer noch recht stickig und anstrengend – abgesehen von den Vierteln, die sich nördlich des Zentrums anschließen. Im empfehle Euch einen Besuch im Frühling oder Spätsommer. Auch im Winter gibt es wohl oftmals sehr milde Tage!

Bukarest

In diesem Jahr bin ich volle Kanne auf dem Osttrip. Nachdem Städte wie Barcelona, Lissabon oder Berlin zunehmend aus allen Nähten platzen, sind die Metropolen in Ländern wie der Ukraine oder im Baltikum nicht nur erfrischend günstig und leer, man kann auch noch hervorragend dort essen.

Bukarest stellt da keine Ausnahme dar. Unter den Städten im Osten ist sie wohl die „wildeste“. Das heißt: Es ist bei Weitem noch nicht alles saniert, so dass immer wieder Räume für Entwicklung – auch gastronomische – entstehen. Zudem gibt es eine gewisse Aufbrauchstimmung im Land und die jungen Leute verlassen nicht mehr alle zwingend die Heimat auf der Suche nach mehr Arbeit im Westen.

Bukarest ist optisch eine ungewöhnliche Stadt. Die Epochen der letzten Jahrzehnte haben alle ihre architektonischen Spuren hinterlassen – teilweise vier oder fünf Exemplare in nur einer Straße. Da stehen prachtvolle, aber auch morbide Jugendstil-Bauten neben angestaubten Bauhaus-Häusern, Neo-Renaissance-Villen, Nachkriegssünden oder schick sanierten Art-Nouveau-Fassaden. Nur: Die Stadt promotet ihre Schätze in keinster Weise. Wahrscheinlich könnten viele Besucher damit aber auch nichts anfangen. Denn schön oder ästhetisch ist die Stadt sicher nicht auf den ersten Blick.

Ein absolutes Plus ist aber sicher die Gastro-Szene. Die traditionelle Küche Rumäniens ist eher fleischlastig und alles andere als fancy. Vielleicht wird die irgendwann noch aufgepimt, momentan sind die rumänischen Restaurants aber alles andere als charmant. Ganz anders die coolen Biergärten, die überall in Hinterhöfen alter Häuser aus dem Boden sprießen. Da sitzen die jungen Bukarester und schlürfen ihren Latte, ihr Craft Beer oder lassen sich ihren Brunch schmecken. Allen voran zu nennen sind Dianei 4, Gradina Eden oder Alt+Shift.

Darüber hinaus hat die Stadt eine große Szene an coolen Cafés, in denen sich die Baristas schon fast filmreif an jedem Flat White und Cold Brew-Kaffee verkünsteln. Eine wahre Darbietung sind zum Beispiel die Zeremonien am Tresen des Café Origo. Nicht zuletzt gibt es auch eine coole Barszene – wer gerne lokal gebrautes Bier aus kleinen Brauereien mag, sollte der Romanian Craft Beer Bar einen Besuch abstatten.

Fine Dining ist für unsere Verhältnisse überaus günstig. Wer sich also was gönnen will, kann ins Social 1, ins Stadio oder in Raionul de Peste gehen. Dort gibt es tolle Fleisch- und Fischgerichte zu einem Bruchtteil von Münchner Preisen. Nur eines sollte man wissen: Das Service-Niveau ist meist nur solala. Zwar stimmen Ambiente der Lokale und Qualität der Speisen in aller Regel, die Kellner sind meist aber unglaublich langsam und man muss ihnen manchmal regelrecht hinterher rennen, um die Rechnung zu ordern oder einfach nur die Speisekarte zu ergattern.

Ich kann jeden dennoch nur zu einem Trip nach Bukarest animieren. Jetzt ist die Stadt nämlich in der besten Phase. Man sieht noch, woher die Metropole historisch kommt, dennoch gibt es tolle Dinge, die entstehen. In fünf Jahren ist die Stadt womöglich durchgentrifiziert und die beachtliche Bausubstanz ist renoviert wie ein paar bunte Stücke Kuchen. Die Altstadt sieht teils bereits aus wie ein Puppenstübchen. Cool ist dort allerdings die Dachbar des Hostels Pura Vida. Vor der aus hat man einen tollen Blick über die Dächer der Stadt und trinkt gemütlich seinen Cocktail.

Mar Mikhael in Beirut

Wer in Sendling Beirut, Beirut und das „Schwester-Restaurant“ Manouche kennt, hat sicher schon mal die Vintage-Bilder der libanesischen Hauptstadt an den Wänden gesehen. Die Metropole war lange ein echter Sehnsuchtsort für mich – aber: ich hatte auch gewaltig Respekt vor einer Reise nach Beirut. Immerhin ist der Libanon nicht gerade ein lauschiges Kuschel-Ziel. Ich habe den Trip über den 1. Mai nicht bereut.

Airbnb hat mir mal wieder indirekt dabei geholfen, das richtige Viertel als Homebase zu finden. Im Herzen von Mar Mikhael gibt es mit „Victoria’s Rooftop“ nämlich eine fantastische Wohnung mit großer, sonniger Terrasse und einem Blick über diese brodelnde Stadt. Das Beste: Sie liegt in einer ruhigen Nebenstraße, aber gleichzeitig fußläufig zu den coolen Restaurants und Bars der Armenia Street.

Die ist wahrhaft gespickt mit tollen Lokalen, und keineswegs nur mit libanesischen. Ziemlich auffällig durch seine rote Leuchtschrift ist zum Beispiel die Hipster-Würstchenbude „Das Küche“. Der grammatikalische Fehler ist so lustig, dass wir uns nach dem Ursprung erkundigen mussten. Der Chef erklärt: Die heißt im Englischen sterben und daher käme das bei den Libanesen nicht so gut an. Verständlich.

Ein paar Häuser weiter haben wir einen saftigen Wagyu-Burger bei Acoté gegessen. Und noch ein paar Häuser weiter befindet sich mit Charlotte eine französische Brasserie. Tavolina serviert mittags und abends italienische Küche. Unter den Bars haben uns Internaziale, das gut besuchte Bohemian sowie Fabrik mit seinem Dachgarten gefallen. In einem Hinterhof liegt L’Atelier du Miel, das auch Frühstück anbietet und nebenbei hochwertigen Honig verkauft. An den Stufen, die von der Armenia Street hangaufwärts führen, liegt Strada 51, in dem dem man unter anderem auf Holzpaletten Platz nimmt.

Auch direkt bei uns um die Ecke gab es tolle Entdeckungen zu machen. Frühstück und tollen Kaffee fanden wir zum Beispiel bei Tusk, das eine große Backstube hat und morgens Croissants mit dem mediterranen Zataar-Gewürz oder Datteln anbietet. Armenisch geluncht haben wir im Seza. Die Küche des Kaukasus-Landes ist der libanesischen recht ähnlich, das geschmorte Rind mit Auberginen hatte aber einen spannenden Twist – ebenso wie die Dessert-Variation aus Baklava und Milchreis.

Wenige Straßen weiter gibt es mit dem Riwaq ein Cafés, das tagsüber und nachts geöffnet hat und kleine orientalische Snacks wie Hummus, Oliven und Schafskäse auftischt. Edles Frühstück dagegen gibt es in der Villa Clara,  das auch ein Boutique-Hotel ist, eine schöne Dachterrasse besitzt der Italiener Mario & Mario. Überhaupt sitzt man hier gerne auf Dächern, was auf den ersten Blick von der Straße selten sichtbar ist. Auf der Fläche von Metallcontainern clubben kann man zum Beispiel im Open-Air-Club Junkyard – tolles Avocado-Brot zum Brunch bekommt man im Kalei Coffee & Co, das mich an das Man Versus Machine erinnert hat und seinen Kaffee selbst röstet. Auch dieses Kaffee verfügt über einen Garten und eine lauschige Dachterrasse.

Nicht so happy waren wir mit dem Enab. Das libanesische Kettenrestaurant, das es auch in Kairo und Dubai gibt, hat zwar nach hinten raus ebenfalls einen tollen Außenbereich, die Kellner sind jedoch nicht wirklich auf Zack und bringen bei Weitem nicht alles so, wie man es bestellt hat. Da haben uns die kleinen Lokale, vor allem in den Straßen nördlich der Armenia Street besser gefallen. Nicht testen konnten wir das Makan, das innen drin fast aussieht wie das herrschaftliche Wohnzimmer eines Fin de Siècle-Gebäudes und über einen Garten mit bunten Lichterketten verfügt.

Die perfekten 48 Stunden in Tallinn

Kennt Ihr den Reiseblog Travellers Insight? Eine tolle Inspiration für Eure nächste Reiseplanung! Auch ich möchte ja in meiner Kategorie “On Tour” zu aufregenden Trips – vor allem in die schönsten Städte – anregen. Daher mache ich natürlich gerne bei der aktuellen Blog Parade der Kollegen mit. Darin ruft Kollegin Alex dazu auf, die persönlichen Tipps für die perfekten 48 Stunden an einem Ort unserer Wahl zu teilen. Mein letzter Tallinn-Trip passt dazu hervorragend.

Kaum irgendwo auf der Welt seid Ihr so schnell vom Flieger im Zentrum. Der Airport der estnischen Hauptstadt ist nämlich gerade mal 4-5 Kilometer und somit per Taxi nur etwa zwölf Minuten vom Zentrum entfernt. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, sucht Euch eine tolle Airbnb-Wohnung im Trend-Viertel Kalamaja. Dort hat sich in jüngster Zeit vor allem in Sachen Restaurants viel getan. Euer erstes Dinner könnt Ihr zum Beispiel im Restaurant Sesoon einnehmen. Dort gibt es baltische Küche modern interpretiert. Anschließend solltet Ihr Euch Richtung Telliskivi Kvartal treiben lassen. Dort ist auf einem Gelände alter Sowjet-Fabriken und Bahngleise ein Areal mit coolen Bars und Restaurants entstanden. Als Bars empfehle ich Euch Pudel oder St. Vitus.

Den zweiten und einzigen vollen Tag Eurer 48 Stunden spaziert Ihr am besten durch die mittelalterliche Altstadt von Tallinn. Die kleinen Gassen und liebevoll restaurierten Häuser bieten einen tollen Rahmen für die erste Orientierungstour. Leckeres Frühstück gibt es unter anderem im veganen Restaurant Inspirasion – dort hab ich mich überaus wohl gefühlt.

Ihr habt Glück und schönes Wetter erwischt? Dann leiht Euch um die Ecke bei City Bikes Räder aus und erkundet die nähere Umgebung von Tallinn. Zur Auswahl stehen die Strände von Pirita oder Stroomi, wobei Ersterer zwar deutlich weiter weg ist, aber auch idyllischer. Zudem reichen die Wälder bis ans Ufer der Ostsee. Ist Euch alles zu weit draußen? Dann radelt durch Euer Viertel Kalamaja und bestaunt die schönen alten Häuser im Datscha-Stil. Mittagessen könnt Ihr zum Beispiel im Café Klaus. Nur wenige Meter von hier habt Ihr die Möglichkeit, auf Felsen zu sitzen und zuzuschauen, wie die Fähren nach Finnland rein- und rausfahren.

Abends könnt Ihr Euch ein Dinner im russischen Restaurant Moon gönnen. Wenn es etwas schicker sein darf, dann begebt Euch nochmal ins alte Zentrum ins Edel-Lokal Chedi. Dort bekommt Ihr fantastische asiatische Küche aufgetischt. Wenn es traditionell sein soll, lohnt dagegen ein Dinner in der Olden Hanse. Dieses Kult-Lokal ist zwar recht bekannt bei den Touristen, aber auf jeden Fall einen Besuch wert. Man serviert Euch hier nämlich Speisen wie zu Mittelalter-Zeiten. Zum Trinken gibt es unter anderem Honig-Bier.

Wenn Ihr mit FlyNordica zurückfliegt, geht es erst gegen 18 Uhr zurück für Euch. Dann könnt Ihr den Vormittag zum Beispiel für Kultur nutzen. Das moderne KUMU-Museum wäre eine Möglichkeit. Wenn Ihr weniger Zeit habt, schaut Euch das zeitgenössische EEKM an. Es ist in einem alten Sowjet-Gebäude untergebracht und hat recht bizarre Exponate zu bieten. Ist allerdings vom Umfang her sehr überschaubar.

Ein bisschen Shopping gefällig? Dann besucht zu guter Letzt das Einkaufsareal Rottermanni Kvartal im neuen Teil des Zentrums. Wenn Ihr müde vom Shopping seid, könnt Ihr Euch in den vielen Cafés und Restaurants einen stärkenden Lunch gönnen, bevor Ihr auscheckt und Euch Richtung Flughafen begebt. Für die Fahrt nehmt Euch am besten ein Uber – der Fahrdienst ist in Tallinn sehr beliebt und Ihr bekommt innerhalb von Minuten ein Taxi.

 

Perth – Fremantle

Ich hab die Welt schon recht eifrig bereist, aber in Down Under war ich noch nie gewesen. Beim letzten Asientrip ergab sich die Möglichkeit, noch eine Woche in Westaustralien dranzuhängen und da entschied ich mich für eine tolle Ferienwohnung im Küstenort Fremantle rund 30 Minuten von Perth. Eine gute Wahl wie sich herausstellte.

Vor allem der südliche Teil des Örtchens ist perfekt für alle Foodies. Auf der South Terrace gibt es eine ganze Fülle von tollen Cafés und Lokalen. Unser Favorit lag direkt unter der Wohnung – Ootong, ein tolles Hipster Café mit leckerem Bananenbrot und fantastischem Kaffee. Wie überall in Australien zahlt man am Thresen und kriegt sein Essen dann an den Tisch gebracht.

Super Indisch essen konnten wir bei Copper Chimney. Das Lokal hat mir mal wieder bewiesen, dass wir hierzulande nichts von gutem Essen vom Subkontinent wissen. In den Ländern des “Common Wealth” ist das Angebot einfach zehn Stufen drüber. Fish and Chips haben wir bei South Beach gegessen. Deftige Hot Dogs mit “Premium Bratwurst” bei Run Amuk.

Tolle Cafés/Bäckereien waren zudem Thrid Wheel mit angeschlossenem Rad-Verleih sowie Vespa mit leckeren Mandelhörnchen. Brunchen kann man am Wochenende in der “Garage” vom Local Hotel. Nicht zu überzeugend war das italienische Essen bei Ruoccos. Von italienischer Küche verstehen wir in Europa auf jeden Fall mehr.

Ein weiterer Strip in Fremantle ist die Market Street, an der es eine tolle Markthalle mit Fressständen gibt und die nahezu gesäumt ist von Restaurants. Da wäre zum Beispiel The Monk mit angeschlossener Micro Brewery zu erwähnen. Dort gibt es fünf Bierchen und einen Cider zum Probieren auf einem sogenannten Beer Paddle. Toll war zudem die gigantische Fischplatte mit Chilli-Muscheln, Calamari und Garnelen. Zwei Häuser weiter haben wir Mexikanisch bei Mexican Kitchen gegessen – das war aber nur solala und verlangte 12 Dollar “Public Holiday Surcharge”.

Auch in Perths Innenstadt gibt es viel zu entdecken. Hauptmeile ist die James Street. Die ist zwar recht mainstreamig, aber wir haben hier tolles Känguruh-Steak bei Outback Jacks und leckere Churros – Schmalzgebäck – bei San Churros gegessen. Richtig spannend sind in Perths Central Business District die Bars und Lokale, die sich in den kleinen Seitenstraßen verbergen. Die findet man nur auf den zweiten Blick. So etwa die Bar Ezra Pound mit tollen Craft Bieren und das Babooshka für recht ausgefallene Brunch-Varianten. Wer mal einen Ausflug ins Weingebiet des Swan River Valleys macht, dem lege ich einen Besuch bei The Ugly Duckling ans Herz. Da gibt es eine grandiose Antipasti-Platte zum Tasting. Wer einen Trip per Fähre nach Rottnest Island macht, der sollte Lunch im Thomsons nicht verpassen.

Generell muss man zu Perth sagen: Die Restaurants öffnen und schließen nach Gusto. Es kann daher nie schaden, die Zeiten vorab im Internet zu checken – und selbst das hilft nur bedingt. Cafés machen überwiegend am Nachmittag schon zu. An Feiertagen sieht es generell mau aus. Das gilt vor allem für Frühstückslokale in der Innenstadt von Perth. WENN die Läden dann mal aufhaben, isst man aber fast immer überaus gut und die Preise sind deutlich günstiger als man denkt. Das liegt sicher auch am günstigen Umtauschkurs vom Euro.

Gezahlt wird fast immer vorab – Trinkgeld ist komplett unüblich. Hat aber sicherlich seine Vorteile oder? Schwierig kann es manchmal mit Alkohol sein. Da sind die Australier offensichtlich recht restriktiv. Bars machen oft früh zu, auch die Clubs. Restaurants haben häufig keine Lizenz, erlauben es aber, sich unter dem Motto “BYO – Bring your own”, Wein oder Bier mitzubringen. Dafür verlangen sie aber oftmals eine Art Korkgebühr.

Zentrum und North Bridge in Perth:

Fremantle South Terrace:

Fremantle Zentrum:

Tunis

Es gibt so Städte, die haben zum Beispiel Franzosen oder Italiener am Schirm – Deutsche aber null. Eine dieser Metropolen ist Tunis. Das liegt dran, dass sich die Stadt hierzulande nicht als City-Ziel vermarktet, Deutsche bei Tunesien nur an Terror denken und die Flugverbindungen auch nur solala sind, während aus Paris täglich vier bis fünf Flieger einschweben.

Über Silvester war ich dieses Jahr auf der Suche nach einer Stadt mit einigermaßen milden Wintertemperaturen, keiner Zeitverschiebung und einem Touch des Unentdeckten. Tunis hat mich nicht enttäuscht. Wir verbrachten die ersten zwei Nächte in der überraschend stressfreien Medina. Während man sich im gehypten Marrakesch etwa schnell verirrt und in Fez alles nach den dortigen Gerbereien riecht, könnte man die Altstadt von Tunesiens Hauptstadt als Medina für Anfänger bezeichnen. Die Straßen sind nicht allzu voll, relativ sauber, keiner quatscht einen an und die Orientierung fällt ebenfalls leicht.

In Marokkos Medinas finden sich Dutzende „Riads“ – in Tunis muss man die Boutique-Hotels mit der Lupe suchen. Empfehlen kann ich zum Beispiel das Dar Ben Gacem, ein von einer Schweizerin liebevoll restauriertes altes Haus mit viel Charme und toller Dachterrasse. Restaurants gibt es auch einige in unmittelbarer Umgebung. Ans Herz legen kann ich das Mrabet Café, in dem man halbliegend auf Sitzecken mit Minztee chillen kann. Darüber befindet sich ein einfaches, aber gutes Restaurant für die erste Kostprobe Couscous.

Sehr gefallen hat uns darüber hinaus das Dar Behadj, das sich im Innenhof eines alten Bey-Hauses befindet. Die Beys waren so eine Art Fürsten, die früher das kulturelle Leben im Lande bestimmten. Außerhalb der Medina schließen sich die französisch anmutenden Boulevards von Tunis an. Tolle Gründerzeiten-Fassaden mit etwas Patina zeugen vom Ruhm vergangener Jahre und dem starken europäischen Einfluss. Die Restaurants sind recht austauschbar, ganz interessant ist jedoch das Café Liberthé, das so eine Art Hipster-Zentrum von Tunis darstellt. Wer glaubt, man habe es in Tunis mit einer Dritten-Welt-Stadt zu tun, irrt. Die Hauptstadt des kleinen Landes zeigt sich modern, tolerant und bietet vielen jungen Leuten eine Heimat. Die Arbeitslosigkeit ist jedoch hoch – daher verlassen zahllose Menschen das demokratische Vorzeigeland der Region auf der Suche nach besseren Gehältern anderswo.

Überaus posh präsentieren sich die nördlichen Vororte von Tunis – die nördlichen “Banlieus”. Die meisten Besucher werden angenehm überrascht sein, wie ästhetisch und bürgerlich es hier ist. Mit am nobelsten zeigt sich das berühmte Karthago. Neben Beverly Hills-artigen Villen findet man hier auch die recht überschaubaren, aber dennoch interessanten Ausgrabungen der Antike. Das Schöne: Man kann gemütlich durchspazieren ohne den Stress, den zum Beispiel das Forum Romanum in Rom ausstrahlt.

Richtig spannend wird es für die meisten im Künstlerörtchen Sidi Bou Said, das auf einem Hang liegt und eine verwinkelte Altstadt mit tollen Ausblicken bietet. Hier gibt es eine Reihe von Cafés mit Dachterrassen, die Couscous, Fisch und die scharfe Wurst Merguez anbieten. Zudem gibt es überall so eine Art Schmalzgebück und leckere Kekse zum Minztee mit Mandeln. Am bekanntesten ist das Café des Délices, das ist aber auch ein bisschen teurer. Teuer ist relativ, da Tunis für unsere Verhältnisse eigentlich jederorts sehr günstig ist.

Am besten fand ich gastromäßig die Gegend um La Marsa. Der Küstenort hat eine Reihe von hervorragenden Lokalen zu bieten, die hohes Niveau zum guten Preis bieten. Tollen Fisch findet Ihr zum Beispiel im Cliffhouse mit seinem fantastischen Ausblick. Ebenso empfehlen kann ich zudem das französische Restaurant Le Golfe. Richtige Clubs zum Tanzen findet man etwas weiter nördlich in Gammart – darunter das Solar, das Yüka und das Terminal 2B. Davor lohnt auch ein marokkanisches Dinner im Restaurant Omnia, das zum Hotel Mövenpick gehört. Prinzipiell erwarten die Lokale von Gästen, dass sie stets eine Reservierung vornehmen. Per Mail/Facebook klappt das nicht, daher muss man leider immer anrufen. Natürlich kann man es auch auf gut Glück probieren, meist geht das dann auch irgendwie, aber der „Türsteher“ genießt anscheinend stets seine Rolle als Herr der Tische. Fortbewegen kann man sich in Tunis unkompliziert per Taxi. Eine Fahrt von 20 Minuten kostet gerade mal rund drei Euro. Einziges Manko: Die Fahrer haben eine schockierend schlechte Ortskenntnis und fahren nur genauso, wie man es ihnen sagt. Daher sollte man zuvor immer auf Google Maps den Weg virtuell ein wenig abfahren und sich nicht auf das Wissen der Taxler verlassen.

Wer möchte, kann die noblen Vororte von Tunis auch mit einer Art S-Bahn abfahren. Die ist außerhalb der Rush Hour nicht allzu voll, Tickets gibt es für Cent-Beträge meist an einem Schalter – zudem fahren die Züge etwa im 15 Minuten-Takt und ich persönlich habe mich sehr sicher gefühlt. Für alle, die die Stadt einmal besuchen möchten, sind Französisch-Kenntnisse ratsam, da vor allem die älteren Tunesier kaum Englisch können. Die Jüngeren scheinen Französisch dagegen lieber zu meiden, weil sie bewusst Englisch üben möchten.

Zwei Übernachtungstipps habe ich noch für die nördlichen Vororte. Beide Inserate findet man nur bei Booking.com. Für Sidi Bou Said empfehle ich die Villa Sidi Bou Said. Auf der Website von Booking sieht es so aus, als hätte man nur ein Zimmer, tatsächlich handelt es sich aber um ein quasi-separates Miniapartment innerhalb einer mondänen Villa eines überaus liebenswerten, älteren Ehepaares. Die beiden zaubern morgens ein fantastisches Frühstück und suchen den Kontakt zu ihren Gästen, sprechen allerdings fast nur Französisch.

In La Marsa dagegen hatten wir für rund 100 Euro pro Nacht ein 400 Quadratmeter großes Haus wenige Meter vom Meer und etwa zehn Minuten vom Zentrum des Ortes entfernt. Die Villa ist im Stil der 60er Jahre eingerichtet und bietet bis zu sechs Gästen Platz.

Falls Ihr also mal eine nicht so typische Städtereise machen möchtet in ein Land, das deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient als momentan, gebt dem Großraum Tunis eine Chance. Ich würde jederzeit wieder kommen und habe mich immer sicher und willkommen gefühlt.

Medina:

La Marsa:

Sidi Bou Said:

Las Palmas de Gran Canaria

Zugegeben: Mit einer Reise nach Gran Canaria gewinnt man bei Facebook und Instagram nicht gerade den Hipster-Preis. Das Image der Kanareninsel ist eher altmodisch und angestaubt. Für die Bettenburgen in Playa del Inglés stimmt das sicherlich. Gran Canarias Hauptstadt Las Palmas täte man aber verdammt Unrecht. Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich hier war – genauer gesagt etwa 15 Jahre. Umso mehr war ich beeindruckt, wie sehr sich Las Palmas gewandelt hat. Aus der Stadt ist eine richtig lebenswerte Metropole geworden.

Alle Voraussetzungen dafür hat die Stadt ja eigentlich. Das Wetter ist praktisch das gesamte Jahr über warm, es gibt eine ganze Reihe an Stadtstränden und last but not least: Immer mehr neue Restaurants. Gleichzeitig sind die Preise human. Und die Stimmung in der Stadt in etwa so entspannt wie noch vor vielen Jahren in Barcelona, das seit einigen Jahren unter irrsinnigen Besuchermassen ächzt und dessen Einwohner mittlerweile einen regelrechten Groll gegen Touristen haben.

Anscheinend haben sich viele Junge Canarios, die krisenbedingt die vergangenen Jahre in England oder Deutschland verbracht haben, auf den Weg zurück gemacht, um sich mit ihren Ideen in Palmas selbständig zu machen. Besonders die Gegend um den Parque Santa Catalina hat in puncto Lokale einiges zu bieten wie ich fand.

Toll ist zum Beispiel das kleine Restaurant Meráki – hier gibt es vegane Küche zu tollen Preisen. Ich hatte einen Salat mit Orangen, eine Polenta mit Pilzen sowie einen Kaffee, ein Wasser und sogar ein Glas Wein – alles zusammen für günstige elf Euro. Ein paar Schritte weiter gibt es mit Bioloco ein weiteres fleischloses Restaurant – geführt von zwei sympathischen Jungs. Neben vegetarischen Burgern, Salaten und Quiche findet ihr hier auch kanarisches Craft Beer.

Wenn Ihr Lust auf klassische Tapas habt, empfehle ich Bodegón Biberon – hier hatte ich Pimientos de Padrón, Kartoffeln in Meersalz-Kruste und marinierten Thunfisch – sehr gut. Gut geluncht habe ich am Santa Catalina Park im Park Tapas & Bar, wenn der Name auch etwas irreführend ist, da es hier vor allem italienische Küche gab. Nicht probiert, aber gesehen habe ich noch La Bulla und Clandestino. Diese zwei Lokale sahen sehr einladend aus. Libanesisch kann man gut bei Mesón Libanés essen. Frühstücken ist in der Stadt etwas schwieriger – da könnt Ihr zum Beispiel ins The Couple an der Promenade gehen. Da gibt es unter anderem Avacado-Toast mit Ei und – da es unter der Leitung von Italienern ist – Croissant in allen erdenklichen Varianten.

Nicht zuletzt gibt es ein paar tolle Läden, wenn man die Strandmeile bis fast runter zum Auditorio geht. Dort liegen einige schöne Bars und Restaurants mit Außenbereich, in denen die Locals zum Feierabend-Drink kommen. Toll sahen zum Beispiel das Block Café und die Bandidos Beach Bar aus. Frittierte Meeresfrüchte könnt ihr in der Ocean Bar essen.

Sollte das Wetter in Las Palmas mal nicht mitspielen, bringt Euch der Bus Nummer 50 in rund 45 Minuten nach Maspalomas. Dort scheint die Sonne deutlich öfters. Fallt bloß nicht auf den Bus Nummer 30 rein – der nennt sich zwar „directo“, hält aber gefühlte 30 Mal an. Die Restaurants im Süden der Insel sind bei Weitem nicht so spannend wie in der Hauptstadt. Tolle Pasta mit Meeresfrüchten habe ich aber zum Beispiel im Time unweit vom Strand gegessen. Direkt drüber liegt so eine Art Indisches Restaurant mit fast schon tropischer Dachterrasse. Das hat allerdings nur am Abend auf.

Insgesamt fiel mir auf Gran Canaria auf, wie freundlich man gegenüber Alleinreisenden ist. Gerade abends ist es manchmal unangenehm, ohne Begleitung essen zu gehen. Da Südeuropäer gerne in Gruppen oder als Familie dinieren, hat man oft das Gefühl, man fällt unangenehm auf. Besonders in Las Palmas fiel es mir allerdings richtig leicht, alleine Essen zu gehen. Das kenn ich aus anderen Städten völlig anders.

Als Übernachtung kann ich Euch eine Wohnung empfehlen, die Ihr bei Booking.com findet und die nur wenige Schritte vom Santa Catalina Park liegt. Sie befindet sich im siebten Stock eines Hochhauses und hat einen fantastischen Ausblick über den nördlichsten Teil der Stadt. Das Meer sieht man zu beiden Seiten. Ist ein Kreuzfahrtschiff im Hafen, sieht man das ebenfalls. Last but not least liegt die Wohnung strategisch günstig zu einem Busterminal und zu einem Taxistand. Zum Strand sind es rund fünf Minuten – zu den erwähnten Restaurants überwiegend auch.

Fèz

Eine Stadt, die seit Jahren irrsinnig gehypt ist, ist Marrakesch. Erst langsam im Kommen ist dagegen Fèz. Mit Ryanair kommt man seit dem Beginn der Wintersaison von Memmingen in nicht mal drei Stunden in die marokkanische Königsstadt. Zwar ist das kulinarische Angebot noch nicht mal annähernd mit dem von Marrakesch vergleichbar, ein paar schöne Restaurants habe ich aber dennoch entdeckt.

Gewohnt haben wir im Riad Maison Maure. Das hat den Vorteil, dass es am Rand der Medina liegt – somit verläuft man sich nicht ganz so leicht im verästelten Gewirr der Altstadt. Gleichzeitig befindet es sich ein wenig erhöht, das garantiert fantastische Ausblicke von der Dachterrasse des kleinen Hotels. Stichwort Dachterrasse: dort liegt auch das beste Zimmer. Da die meisten Gäste kaum hier rauf kamen, hatten wir den Bereich im obersten Stockwerk praktisch für uns allein.

Essenstechnisch kann man zum Beispiel das Café Clock empfehlen. Es ist zwar kein Geheimtipp wie man an den fast ausschließlich deutschen und französischen Gästen sieht, die Gerichte sind aber wirklich lecker. Hummus und Tajine gibt es hier ebenso wie knackige Salate oder saftige Kamelburger.

Gut geschmeckt hat es uns zudem im relativ neuen Le Tarbouche. Das kleine Restaurant hat sogar einen Bereich zur Straße raus – wenn man das Glück hat, hier einen Platz zu ergattern, eignet sich das Tarbouche super für People Watching. Auf der gleichen Straße befindet sich das Made in M. Vorsicht – bei Google Maps ist es völlig falsch eingezeichnet. Dort gibt es vor allem mittags gute, kleine Speisen. Vor allem hatten es mir aber der würzige Kaffee sowie die leckeren marokkanischen Kekse angetan. Unbedingt probieren: die Mandelhörnchen namens Cornes de Gazelle.

Relativ bekannt ist das Ruined Garden. Was einmal recht alternativ anfing, ist mittlerweile das wohl gefragteste Lokal fürs Dinner. Entsprechend muss man unbedingt reservieren. Wie der Name sagt, sitzt man hier in einem üppigen Garten. WIR hatten leider keine Reservierung und sind somit auf das Fez Café ausgewichen. Auch hier sitzt man im tollen Ambiente eines grünen Gartens, die Preise sind aber sehr, sehr hoch und der Service zwar nett, aber auch etwas langsam.

Wer einmal die Medina verlässt, um in den überaus modernen Teil der Stadt zu spazieren, kommt unter anderem am Café el Noria vorbei. Bei Google hat das Restaurant mit seinem kleinen Innenhof und Brunnen keine allzu guten Bewertungen, das Ambiente stimmt aber und für mittags ist das Café allemal eine gute Wahl. Das neue Fèz präsentiert sich zum Beispiel entlang der Avenue Hassan 2 und kann mit jeder europäischen Metropole mithalten. Schöne Restaurants haben wir allerdings nicht gefunden. Dafür eignet sich vor allem der westliche Teil der Medina besser.

Olhao bei Faro

Kaum irgendwo in Europa dauert der Sommer so lange wie an der portugiesischen Algarve. Das war ein schöner Grund für mich, im November ein paar Tage nach Faro zu düsen. Die Algarve ist groß – wer daher nicht allzu weit vom Flughafen entfernt sein möchte, dem rate ich zum dem kleinen Städtchen Olhao. Das liegt nur rund 20 Minuten von Faro und dem Airport weg und ist im Vergleich zu den Bettenburgen wie Albufeira sehr geschmackvoll.

Olhao liegt nicht direkt am Meer – zwischen dem Städtchen und dem offenen Ozean liegt der Naturpark Ria Formosa – ein Geflecht flacher, ursprünglicher Inseln und Eilande, die einen regelrechten Übergang zwischen Festland und Meer zu bilden scheinen. Von Olhao gelangt man per Mini-Fähre zu Orten wie Armona, Culatra und Farol. Ich habe mich für die 15-minütige Fahrt nach Armona entschieden. Von der Anlegestelle läuft man rund eine Viertelstunde zu einem paradiesischen, um diese Jahreszeit menschenleeren Strand.

Auf dem Weg dorthin läuft man durch eine Art „Schlumpfdorf“ kleiner, bunter Bungalows. Im Winter – der diesen Namen eigentlich keineswegs verdient, ist es hier zugegebenermaßen recht leer. Nur ein bis zwei Cafeterien und ein Kiosk an der Fähranlegestelle haben geöffnet. Auf hat allerdings auch das Restaurant Santo António, der letzte Stopp von dem langen Steg zwischen Dorf und Strand. Dort sind die Preise aufgrund der Lage zwar sehr hoch für hiesige Verhältnisse, dennoch lohnt ein Besuch. Der gegrillte Tintenfisch war sehr gut und kross – wenngleich ein wenig zu sehr in Öl getränkt.

Zurück am Festland: Ich habe in einer supermodernen Apartmentlage mit einer riesigen Wohnung zu einem Schleuderpreis von rund 65 Euro pro Nacht gewohnt. Die Anlage gehört zum gegenüberliegenden Luxushotel Marina Real. Dort kann man auch als „Selbstversorger“ das Buffet-Restaurant zum Aufpreis von zehn Euro nutzen. Kaffee ist im Preis mit drin, daher lohnt sich das allemal. Zudem gibt es in den Gebäuden des Apartmentkomplexes weitere Restaurants zu guten Preisen – das Steakhouse Steak & Co, die Emotionsbar, in der man supergünstig lunchen und frühstücken kann, sowie den Pfannkuchen- und Waffelladen Choc & Nut. Burger gibt es bei Maldecoade.

In Olhao liegen die schönsten Lokale entlang der Promenade – darunter die Tapas-Restaurants Terra i Mar sowie Gosto Disto. Für Steaks kommt noch Sabores do Churrasco in Frage – für Meeresfrüchte zum Beispiel Lagar Mar . Alles in allem war ich positiv, wie günstig ein Aufenthalt in Portugal immer noch ist. Angesichts der vielen Gäste, die nicht mehr in die Türkei wollen und von denen auch die Algarve sehr profitiert, könnten die Lokale deutlich mehr verlangen. Tun sie aber nicht. Umso sympathischer ist mir die Region hier, die anscheinend spürbar weniger Kapital aus der Türkei-Krise schlägt als zum Beispiel die Restaurants an der kroatischen Küste. Dort war ich erst von vier Wochen und die Preise übersteigen die in Portugal bei Weitem!

Split

Die Tatsache, dass diesen Sommer praktisch kein Mensch mehr in die Türkei wollte, hat anderen Ländern einen irrsinnigen Auftrieb verliehen. Kroatien hat zum Beispiel massiv profitiert. Münchner konnten das in diesem Jahr unter anderem an den vielen Direktverbindungen sehen. Eurowings flog diesen Sommer zum Beispiel erstmalig nach Split – ein Grund für mich, meinen Schreibtisch einen Tag gegen Dalmatische Küste zu tauschen und ein Wochenende in die Adria-Stadt zu düsen.

Split scheint mittlerweile ganz schön beliebt zu sein. Neben den Billigfliegern spülen vor allem die Kreuzfahrt-Gesellschaften ordentlich Besucher in die Stadt. Zum Glück ist die Lage noch nicht so schlimm wie in Dubrovnik, daher kann ich jedem nur raten, sich Split zeitnah anzugucken. Die Preise sind allerdings jetzt schon sehr hoch. Früher galt Kroatien ja als eine günstige Alternativ zu Italien. In den vergangenen Jahren hat sich das komplett umgedreht.

An tollen Lokalen fehlt es allerdings nicht. Die gesamte Altstadt ist quasi gepflastert mit fancy Restaurants. Richtig gehypt wird zum Beispiel das Bepa, das mit seiner modernen mediterranen Küche allerdings auch zu den teuersten Restaurants zählt. Gefrühstückt haben wir zwei Mal in der Brasserie on 7 an der Uferpromenade. Die Nachbarlokale erinnerten uns ein bisschen an die Leopoldstraße, die Brasserie war aber fantastisch. Da gab es Eggs Benedict, Acai Bowl, Cinnamon Toast und Chia Joghurt mit Mangocreme.

Ganz nett für Weintasting war Diocletian’s Wine House, das aber ebenfalls unglaublich hohe Preise verlangt. Die Austern gibt es hier pro Stück zum Beispiel für 4,50 Euro – die krieg ich bei Bizim am Gotzinger Platz für ein Drittel. Wer in Split ein wenig auf die Kohle gucken möchte, sollte das Zentrum Richtung Marina verlassen. Im Maduro gab es gemütliches Sitzen in erster Reihe mit Gin Tonic für 5 Euro. Endlich mal ein Schnäppchen.

Dahinter am Hang befinden sich in den verwinkelten Gassen des oberen Zentrum die ganzen „Kanobas“, also so Art Tavernen. Da mein Favorit Marjan schon voll war, sind wir auf Sperun ausgewichen. Hier gab es rustikale Küche und Fisch auch nicht billig, aber zumindest zu angemessenen Preisen. Ich hatte marinierten Thunfisch und eine Art Lammtopf – beides war sehr gut. Ein paar Straßen weiter gibt es mit Makrovega übrigens einen veganen Laden, der sich gut für Lunch oder Kaffee und Kuchen eignet.

Wer bei schönem Wetter in der Stadt ist, sollte unbedingt einen Ausflug mit der Fähre zur Insel Brac unternehmen. Im Städtchen Supetar war Mitte Oktober schon die Hälfte der Lokale geschlossen. Wir landeten schließlich in der Konoba Lukin. Auch hier wieder das Gleiche wie fast überall: Ganz gut, aber teuer. Gegessen haben wir Oktopus-Goulash und Nudeln mit Trüffeln.

Ihr merkt, mein Urteil zu Split fällt zweischneidig aus. Für ein langes Wochenende ist das Städtchen super geeignet. Und beim Ausflug auf die Nachbarinseln fühlt man sich wie im Urlaub. Die Preise haben die Freude während des Trips jedoch sehr gedämpft. Als Übernachtungsmöglichkeit empfehle ich die Apartments Ria. Für rund 100 Euro kriegt man ein modernes Apartment mit zwei Schlafzimmern und einem netten Balkon, um in der Sonne zu sitzen.

Napoli

Es gibt in Europa nur wenige Städte, die noch so richtig wild und ungezähmt wirken. In denen man sich so richtig schön in den Straßen verirren kann. Marseille ist ein bisschen so – allerdings auch nicht mehr so wirklich – und vielleicht ein wenig auch Athen. Wobei die Straßen dort so schachbrettartig verlaufen, dass man schon einen sehr schlechten Orientierungssinn haben muss, um sich ein bisschen zu verlieren.

Neapel entspricht voll und ganz dem italienischen Klischee. Man irrt durch verwinkelte Gassen, an den Häusern hängen Wäscheleinen, Motorroller sausen knapp an einem vorbei und man weiß nicht, welche Entdeckung man hinter der nächsten Straßenecke mach. Die Häuser sind alt und haben im Gegensatz zu Rom reichlich Patina. Hinter einem Hinterhof wartet oftmals ein weiterer – plötzlich steht man vor einer alten Römermauer oder einem Orangengarten. Insbesondere in Montesanto wird jedes chaotische Klischee bedient, das man von dieser Hafenmetropole haben dürfte. Auch im „Spanischen Viertel“ geht es drunter und drüber – dennoch steht zumindest diese Gegend kurz vor der Gentrification.

Denn – und das ist die andere Seite – auch in Neapel geht es bergauf. Das ist zumindest mein persönlicher Eindruck. In den vergangenen fünf Jahren war ich drei Mal dort. Bei meiner ersten Reise habe ich die Stadt als wahnsinnig deprimierend wahrgenommen. Die Restaurants leer – die Leute, die an den Ecken standen, mit grimmiger Miene, alles voller Müll. So wirkte Neapel auf mich dieses Mal überhaupt nicht. Die Straßen voller junger Menschen, die Lokale lebendig, viele kreative Spots und last but not least: viele Bereiche saniert und bunter als zuvor.

Neapel steht eindeutig vor einer Wende. Schon immer war ich der Meinung, dass diese Metropole am Meer und mit den tausend Sachen, die man rund um die Metropole machen kann, eigentlich riesiges Potenzial hat. Anders als Barcelona hat die Stadt aber bisher kaum etwas aus ihrer privilegierten Lage gemacht, die jungen Leute wanderten entweder ins Ausland ab oder kauerten sich zuhause bei Mama auf die Couch. Jetzt weht ein gewisser Wind des Neuanfangs durch Neapel. Dass die Metropole nun so lebendig wird, liegt sicherlich auch an den vielen Flugverbindungen mit Easyjet und Co.

Die führen dazu, dass viele junge Leute alte Wohnungen in Airbnb-Wohnungen und B&B’s verwandeln. Dadurch kommt mittelfristig Geld in die Kasse und die Locals können wieder etwas ausgeben. Das führt wiederum dazu, dass die Restaurants Auftrieb bekommen und einige auf die Idee kommen, etwas Gastronomisches aufzumachen.

Besonders voll sind die Straßen am Wochenende rund um die Piazza Bellini. In anderen Städten sind die coolen Viertel ja meist außerhalb des Zentrums. In Neapel ist das andersherum, weil dort die besten Gegenden oben am Hang liegen und „unten“ eher die dunklen, schmutzigen Viertel. Genau solche Gegenden blühen aber auf, wenn sich in einer Stadt was tut. Dabei ist die Gegend um die Piazza Bellini der Place to be. Tolle Kneipen sind Slash, Birraiuolo und Cannabistró. Hier kann man den Abend hervorragend starten. Schöne Restaurants gleich um die Ecke wären zum Beispiel La Stanza del Gusto – etwas moderner – und L’etto – ideal für Vegetarier. Pizzerien muss ich kaum empfehlen. Denn das Nationalgericht gibt’s hier eh an jeder Ecke.

Sehr gut gefallen hat mir auch Chiaia. Es liegt zwischen Uferpromenade und dem poshen Viertel Vomero oben am Hang. Tolle Idee ist ein Rundgang zum Belvedere San Martino zum Sonnenuntergang. Anschließend fährt man mit der Standseilbahn von Cimarosa runter zum Amadeo Platz. Von dort aus gelangt man mit der Pescheria Mattiucci zu einem kleinen, exzellenten Fischlokal, das nur etwa zehn Plätze am Tresen hat. Wir haben dort Austern und eine super Platte mit rohem Fisch gegessen. Hier kommt nur ein wenig roter Pfeffer und Zitrone auf den leckeren Fang. Pasta und Pizza haben wir uns anschließend in der Trattoria da Ettore gegönnt. Ein ganz persönlicher Tipp ist der Craft Beer-Laden Alabardieri 25. Dort gibt es neben dutzenden Bieren tolle Platten mit Käse und Wurst.

Auch in Sachen Übernachtung habe ich einen heißen Tipp: Das Bed & Breakfast SuperOtium ist brandneu und befindet sich direkt hinter dem archäologischen Museum. Es hat nur sechs Zimmer, die sich um einen schönen, großen Aufenthaltsbereich gruppieren. Der Gastgeber Vincenzo verhält sich mehr wie ein befreundeter Gastgeber als wie ein Hotelbesitzer. Am ersten Abend ludt er uns sogar ein, mit ihm und seinen Freunden etwas trinken zu gehen.

Chiaia

Piazza Bellini:

Berlin Prenzlberg

Wenn ich in Berlin bin, staune ich jedes Mal wieder über die gigantische Auswahl von Restaurants und über die Art, wie schnell die Stadt Trends aufgreift. Zudem findet kulinarisch buchstäblich jeder Besucher seine Nische. Gluten-Unverträglichkeit? Kein Problem! Keine Lust auf Milchprodukte? Hier – die Soja-Variante!

Ein Viertel, das mitunter die größte Bandbreite von Lokalen hat, ist Prenzlberg. Und das besteht im Grunde aus vier Teilen: der Gegend um die Kopenhagener Straße, um den Helmholtzplatz, um die Kastanienallee und um den Kollwitzplatz. Jedes Quartier hat seinen ganz eigenen Charakter. Während die Gegend um den Helmholtzplatz recht stark von jungen Familien geprägt ist, ist das Viertel um den Kollwitzplatz ein wenig älter und bürgerlicher. Toll finde ich alle Gegenden.

Die Straßen um den Kollwitzplatz sind die Ecke Berlins mit der höchsten Dichte an Lokalen wie wir von Konstantin, dem Inhaber des Restaurants Maseltopf, erfahren. Konstantin betreibt dieses jüdische Lokal bereits seit dem Jahr 2014. Zunächst hatte er sich damit auf osteuropäische Küche spezialisiert. Heute möchte er damit zunehmend dem beliebten Trend israelischer Küche gerecht werden.

Die Einrichtung ist im Stil der 30er Jahre gehalten – mit mächtigen Kronleuchtern an der Decke, Schwarz-Weiß-Bildern an der Retro-Tapete und mit einer allabendlichen Klavier-Begleitung. Auf der Karte stehen Vorspeisen wie die Auberginenpaste Baba Ganoush, Hummus und natürlich mein geliebtes Falafel. Bei den Hauptspeisen könnt Ihr aus Gerichten wie gefüllten Rouladen, Hack-Kebap oder “Gefillte Fisch” wählen. Als Desserts hatten wir warmen Apfel-Kuchen – definitiv sieht man hier den osteuropäischen Einfluss – sowie Baklava mit hausgemachtem Matcha-Eis. Da wiederum erkennt man den Hipster-Einfluss, den man in Berlin bedienen muss.

Um diese Gegend herum gibt es noch zahlreiche weitere tolle Lokale. Angesagt ist zum Beispiel das Asia-Fusion-Restaurant Umami. Was uns Münchnern ja total fehlt, ist so etwas wie ein “cooler” Inder. Mit dem Chutnify gibt es südindisches Streetfood in einem hippen Ambiente. Wer auf den Trend zu veganer bzw. Rohkost steht, sollte dem Rawtastic einen Besuch abstatten.

Einen Hoteltipp hab ich übrigens auch für Euch. Das Linnen ist eine süße Kombi aus Hotel und Café an der Eberswalder Straße. Es hat nur fünf bis sechs Zimmer und ist daher meist ausgebucht, daher solltet Ihr Euch früh festlegen. Ab 18 Uhr gibt es hier kein Personal “on duty”. Man kann sich aber an der Honesty Bar bedienen und sich sogar seinen eigenen Long Drink mixen. Abgerechnet wird ganz einfach am Schluss. Das Café dient als Lobby im Retro-Stil. Mein Zimmer war fast wie eine kanadische Lodge eingerichtet – mit einem flauschigen Bett und rustikalem Holz an den Wänden. In Zeiten, in denen es immer schwerer wird, eine Airbnb-Wohnung zu finden, eine tolle Alternative zu einem sterilen Hotelzimmer.

Hier einige meiner liebsten Hotspots am Prenzlauer Berg:

 

Riga – Centrs

Ich bin ja prinzipiell eigentlich jemand, den es eher Richtung Süden zieht. Der Osteuropa wirkt auf mich oftmals bedrohlich, beim Norden stört mich, dass das Wetter so ungewiss ist. Bei meiner Reise ins lettische Riga bin ich aber zum Fan von Nord UND Ost geworden. Die Hauptstadt des baltischen Landes vereint unglaublich viele Einflüsse. Vor langer Zeit mal deutsch gewesen, gibt es in Riga vieles, was überaus vertraut wirkt. Das können einzelne Wörter in der sonst recht exotisch wirkenden Sprache sein, aber auch deutsche Backkunst, süffiges Bier oder deftige Küche.

Mit einem Anteil von rund 50 Prozent russischstämmigen Bürgern ist aber auch der Impact durch Russland sehr groß. Anders als in Moskau oder St. Petersburg fand ich die Leute aber deutlich freundlicher. So dass bei mir fast so etwas wie ein wenig Ost-Melancholie aufkam. Aber auch, als es am Wochenende per Zug nach Soviet-Bauart ans Meer nach Vecaki ging. Vielleicht verkläre ich die Lage aber auch, weil ich womöglich an den Orten, an denen ich war, nur mit Letten zu tun hatte. So ganz kann man das ja nicht immer sagen.

Nicht zuletzt mutet Riga rein optisch auch sehr skandinavisch an. Die Prise von der Ostsee, die Möwen, die große Fahrrad-Freundlichkeit und die vielen jungen Leute im Hipster-Look geben der Stadt etwas irrsinnig Gelassenes und auch Naturverbundenes.

Gewohnt habe ich in einer Wohnung in der Lacplesa Iela im Viertel Centrs. Das heißt wahrscheinlich so etwas wie “Zentrum”, bezeichnet aber keineswegs nur die Altstadt. Das historische Zentrum war auch so gar nicht meins muss ich gestehen. Voller Touristen-Kolonnen, bis zur Unkenntlichkeit saniert und die Lokale wirkten auch eher unauthentisch. Da hat es mir in den Vierteln, die nördlich angrenzen, tausend Mal besser gefallen. Die zählen ebenfalls zu Centrs.

Warum fand ich es hier so schön? Hier ist man unter den Locals und braucht sich dennoch nicht fremd zu fühlen. Alle sind nett, es gibt tolle Restaurants und praktisch jeder spricht gut und gerne Englisch. Einen Abend verbrachten wir mit lettischem “Kokmuizes”-Bier in der Hand im Außenbereich einer Kulturfabrik. Dort finden am Wochenende Konzerte statt oder es legen DJ’s auf. Untergebracht ist die Location in einer alten Villa– mutet echt bizarr an. Überhaupt sind die Rigaer wohl Meister der Improvisation und machen mit Vorliebe coole Bars in alten Fabriken und archaisch anmutenden Holzhäusern im Datscha-Stil auf. Nur wenige Schritte von der Kulturfabrik gab es mit Lokal House eine weitere nette Bar, in der uns die Leute auch gleich ansprachen. Touristen gegenüber ist man hier überaus offen. Über Europa spricht man auch gern. Ist so nah an Russland auch ein stets präsentes Thema.

Essen kann man im Viertel ebenfalls super. Gleich drei Mal in zwei Tagen waren wir im Miit Café. In diesem Hipster-Lokal gibt es nicht nur super Kaffee, sondern auch fast rund um die Uhr ein tolles Buffet – überwiegend vegan. Zum Frühstück könnt Ihr Euch zum Beispiel an Rote Beete-Hummus oder leckeren Pfannkuchen bedienen. Super gemundet hat es auch im Fazenda. Der Service war nur solala, aber das Essen war spitze und günstig. Innen drin ist alles mit Blümchen-Tapete ausgelegt, draußen sitzt man nett in einem Garten. Wir teilten uns eine Käseplatte mit Sorten, die man hier nicht so bekommt, zum Beispiel so eine Art Handkäse mit Kümmel, und als Hauptgericht hatte ich Kalbsbäckchen mit Pflaumenmuß, Kürbis-Püree und Waldpilzen. Super Bagels in allen Varianten gibt es wenige Meter weiter bei Big Bad Bagels.

Noch weiter nördlich beginnt mit der Miera Iela das absolute Hipster-Paradies von Riga. Alte Gebäude, die die Gegend aussehen lassen wie in den frühen Achtzigern, beherbergen coole Bars und Cafés wie das DAD Café oder eine Grappa Bar, die aber auch ebenso gern Bier ausschenkt. In der Gegend befindet sich eine Schokoladen-Fabrik mit angrenzendem Museum. Daher riecht das Quartier am Nachmittag nach Schoki. Am coolsten zum Ausgehen fand ich Labietis, eine Micro-Brewery in einem alten Fabrik-Areal, wo coole Leute mit Craft Beer in der Hand bis weit in die Nacht hinein draußen sitzen. Angrenzend gibt es ein paar Restaurants, Burger-Läden und ein Open-Air-Kino im Sommer.

Riga hat ein absolutes Potenzial für einen weiteren Besuch!

London – Clapham

Wenn man in einer Stadt so groß wie London wohnt, braucht man höchstwahrscheinlich einen überschaubaren Kosmos, um sich dauerhaft heimisch fühlen zu können. Würde ich in der britischen Hauptstadt leben, würde ich sicherlich am liebsten in Clapham in Londons Süden wohnen wollen. Dort war ich vor 20 Jahren bereits das erst Mal, als ich eine Freundin besuchte, die seinerzeit ihr Au Pair-Jahr in der Stadt verbrachte. Von Londonern nördlich der Themse wird der Süden oftmals ein wenig belächelt, ich habe mich jedoch auch dieses Mal wieder superwohl gefühlt. Touristen verirren sich zudem kaum hierher.

Dreh- und Angelpunkt des Viertels ist die Clapham High Street. Die ist regelrecht gepflastert mit Restaurants und Bars. Letztere erschienen mir teilweise ein bisschen prollig. Total empfehlen kann ich allerdings die Bridge Bar für einen Drink vor dem Dinner. Ein paar Straßen nördlich von der High Street gibt es zu dem die Craft Beer Co., die gefühlte 200 Sorten Bier von Micro Breweries in ganz Europa auf Lager hat. Mir persönlich hat das Pig & Porter Skylarking Pale Ale am besten geschmeckt. Im Sommer kann man nicht nur vor der Bar, sondern auch in einer Art Biergarten nach hinten raus sitzen. Seine Drinks holt man wie meist in England üblich an der Bar.

Zu den Lokalen: Für Tex Mex bieten sich Cafe Sol und Mendoza Square für Burritos und Quesadillas an. Burger gibt es zum Beispiel bei Hachés und Byron, wobei Letzeres schon sehr auf Familien ausgerichtet zu sein scheint. So eine Art asiatische Tapas gibt es bei Mommi, das auch über eine stylische Bar verfügt. Reservierungen fürs Dinner werden nur für maximal 90 Minuten vergeben – hoffentlich ist das nicht die Zukunft, die uns für Münchner Lokale ebenfalls blüht. Tolle libanesische und türkische Mezze bekommt man bei Olives & Mezze auf der High Street. Unter den vielen Pubs in der Gegend ist das Falcon auf der Bedford Road beliebt und empfehlenswert. Tollen Soya-Cappuccino habe ich bei 7oZ getrunken –  süßer kleiner Coffee Shop im Hipster Style.

Wenn Ihr so schönes Wetter wie ich haben solltet, stattet dem nahegelegenen Clapham Common Park einen Besuch ab. Dort kann man sich im Sommer auf die Wiese legen und den Jungs beim Rugby spielen zu sehen. Überhaupt hat der Park etwas vom Flair eines College Campus. Gleich um die Ecke liegt mit dem WC eine tolle Bar mit großem Außenbereich – eignet sich hervorragend für einen Sprizz oder Gin Tonic am frühen Abend. Erwähnen muss man auch die edleren kleinen Restaurants und Wine Bars im Viertel. Die preisen auf ihren Menüs im Internet fantastische, überwiegend neu-interpretierte britische Küche an. Das Preisniveau ist aber leider recht gesalzen. Toll sieht zum Beispiel The Dairy aus.

Last but not least liegt das aufstrebende Viertel Brixton nur rund 20 Gehminuten von Clapham entfernt. Das für sein fast schon karibisches Flair bekannte Einwandererviertel ist dabei, im Eiltempo gentrifiziert zu werden. Neben einem Boxpark aus alten Cargo-Containern und bunten Obst-, Gemüse- und weiteren Farmer-Ständen es hier unter dem Dach eines verzweigten Marktes immer mehr tolle Lokale und Brunch-Cafes – darunter zum Beispiel Honest Burger für Burger, eine Reihe von exotischen Läden etwa für karibische und indische Küche sowie gesagt süße Cafés zum Brunchen. Tipp: um 10 Uhr ist hier auf jeden Fall noch überall ein Platz zu finden. Ab 11 Uhr wird es sehr voll und reservieren kann man offensichtlich im Voraus meist nicht. Wir haben tollen Avacado- und Smoked Salmon-Toast bei Federation Coffee gegessen. Toast: den gibt es in vielen Formen zudem im benachbarten Burnt Toast Café.

Clapham und Brixton – eine tolle Seite von London, die viele überraschen wird, selbst wenn sie schon öfters hier waren. Hotels findet man hier zwar so gut wie keine, wenn man früh bucht, lassen sich aber nette Zimmer und ein paar komplette Wohnungen bei airbnb finden.

Malta – Valetta, Sliema und St. Julian

Malta ist so etwas wie Europa im Kleinformat. Die Bewohner sprechen eine Mischung aus Englisch, Maltesisch und Italienisch – dazu kommen vor allem zur Sommerzeit zahlreiche Sprachen der vielen Besucher. Malta ist also eine Art Babel in Inselform. Die Dichte der Bevölkerung zählt im internationalen Ländervergleich zu den höchsten der Welt. Die Städte entlang der nördlichen Buchten gehen nahezu nahtlos ineinander über. Während sich Valetta als UNESCO-Welterbe und die Städtchen im Inselinneren wie kleine architektonische Schmuckkästchen präsentieren, sind St. Julian und Sliema eher von Bausünden entlang der Uferstraße geprägt. Dahinter muten sie jedoch wie die typische mediterrane Stadt an. Daher ist die Erscheinung der jeweiligen Küstenfront verschmerzbar.

Sliema liegt dazu genau gegenüber vom wunderschönen Valetta und bietet somit vor allem an seiner Spitze einen unglaublich schönen Blick auf die UNESCO-Stadt, die im kommenden Jahr europäische Kulturhauptstadt sein wird. Wenn Ihr hier ein bisschen über die Felsen lauft, kommt Ihr zu einer außergewöhnlichen Badestelle im Meer vor der majestätischen Kulisse der Nachbarstadt.

Was gibt es kulinarisch über Malta sagen? Die Zeiten, in denen hier insbesondere Engländer zum Urlaubmachen herkamen und damit auch die Küche beeinflussten, sind lange vorbei. Auch die Nähe Siziliens mit ihrer italienischen Küche ist nicht mehr die einzige Komponente, die sich auf die Gerichte auswirkt.

Mittlerweile findet man hier vom Burger-, Fisch- oder Steaklokal hin bis zum Thai-Restaurant und Inder alles, was man sich wünschen kann. Während die Lokale in Sliema und St. Julian mehr durch ihre Lage am Wasser punkten, sollten sich echte Genießer lieber auf die schönen Restaurants von Valetta stützen. Hauptstraßen sind vor allem Strait und Republic Street. Die Lokale hier bieten zwar ein tolles Flair um draußen zu sitzen, sind aber gleichzeitig eher touristisch. Daher solltet Ihr Euch unbedingt die Mühe machen, in den Nebenstraßen nach den kleinen Lokalen zu suchen, die eher von den Locals und den erfahrenen Malta-Besuchern frequentiert werden.

Das Problem: Im Sommer sind die Lokale hier fast alle sehr voll. Ohne Reservierung ist fast nichts in den schönen Locations zu finden. Gleichzeitig sind die Malteser Gastronomen offenbar nicht sehr fit in Sachen Google, so dass man sie auf der Karte oftmals vorher gar nicht findet. Es hilft nichts: man muss fast zweimal her. Einmal, um sich ein Bild der kleinen Juwele zu machen, die es gibt. Und einmal, um dann vom neuen Wissen zu profitieren. Ich selber muss sicher auch noch einmal herkommen. Zwar waren unsere Besuche im Gululu in St. Julian mit seiner traditionellen einheimischen Küche und die Compass Lounge in Sliema mit dem tollen Blick aus Meer keineswegs schlecht, tausendmal besser hätten mir aber die kleinen süßen Lokale Valettas gefallen.

Auch wenn die Tipps in diesem Fall etwas mau im Vergleich zu meinen sonstigen Reisebeiträgen ausfallen, kann ich Euch zumindest eine gute Empfehlung zum Wohnen geben: Wir residierten in einer riesigen Wohnung mit zwei Schlafzimmern an der Uferfront von Sliema. Von hier aus konnten wir in wenigen Minuten zur Fähranlege-Stelle nach Valetta laufen und hatten von der Glasfront des Wohnzimmers aus einen spitzenmäßigen Blick auf die dortige Bucht. Die Pebbles Boutique Apartments verfügen über Studios und Apartments unterschiedlicher Größe. Im Juni und Juli haben Gäste kostenfreien Zutritt zum Beach Club MedAsia und zum gleichnamigen Restaurant unten im gleichen Gebäude des Hotels, wo man auch das Frühstück einnimmt. Und noch einen Benefit bringt es, im Pebbles zu wohnen: Bei Barzahlung erhält man einen Gutschein über 20 bis 30 Euro für den erwähnten Beach Club. Wir konnten daher toll einen Burger und ein Pad Thai mit Blick über den Pool aufs Meer genießen.

Last but not least möchte ich Euch unbedingt einen Abstecher nach Mdina im Inselinneren von Malta ans Herz legen. Mit dem Bus von Valetta kommt man dort für nur zwei Euro innerhalb von rund 35 Minuten hin. Bevor Ihr durch den mittelalterlichen Teil von Mdina spaziert, wandelt auf jeden Fall vorher auch durch das angrenzende Rabat. Dort könnt Ihr zum Beispiel ein Gläschen Wein in der kleinen Bar Ta‘ Doni trinken. Innerhalb der Stadtmauern von Mdina hat uns das Coogi‘s für unseren Lunch sehr gefallen. Ihr könnt dort in einem süßen, lauschigen Innenhof sitzen. Darüber hinaus gibt es eine tolle Terrasse mit drei, vier Tischen, die anscheinend fast keiner von den Gästen entdeckt. Von hier oben habt Ihr einen fantastischen Blick über den gesamten Inselnorden bis zu den Küstenstädten Sliema, Bugibba, St. Julia und Valetta.

Leipzig – Südvorstadt

Ich war zwar schon fünf Mal im Leben in internationalen Städten wie Athen und Lissabon, aber nach Leipzig und Dresden hatte ich es noch nie geschafft. Mit einem Stopp auf dem Weg von Berlin nach München in Leipzig hab ich das jetzt endlich mal geändert. Eingebucht habe ich mich in einer superschönen Wohnung direkt am Südplatz in der gleichnamigen Südvorstadt. Ganz so hipp wie es wohl vor einigen Jahren war ist das Viertel zwar nicht mehr – ähnelt ein bisschen unserem Schwabing – aber ein guter Ausgangspunkt ist die Südvorstadt dennoch.

Hauptachse ist die langgestreckte Karl-Liebknecht-Straße – kurz Karli genannt – dort erstrecken sich auf mehreren Kilometern Restaurants, Kneipen und Cafés. Bemerkenswerter Weise schwappt die Gastronomie fast keinen Zentimeter in die Nebenstraßen, obwohl diese von den allerschönsten Altbauten gesäumt sind. Gut für die Bewohner: die haben es ruhig, aber dennoch nur ein paar Meter zu der Hauptachse.

Gefrühstückt habe im Café Maitre, das weit über die Grenzen des Viertels hinaus bekannt ist. Französisch wie der Name schon vermuten lässt, gibt es hier nicht nur die übliche Wurst- und Käseplatte, sondern tolle Quiches und Omelettes. Ich hatte zum Beispiel ein Kartoffel-Omelette mit roten Zwiebeln und Cornichons – war sehr gut! Ein paar Straßen weiter gibt es mit der Aperitivo-Bar Salz und Tabak, dem Orient-Restaurant Shady und dem Muffin-Laden Marshalls Mum dann doch ein paar Läden außerhalb der Karl-Liebknecht-Straße. Empfehlen kann ich zudem nahe Südplatz die Hafenbar, die natürlich nichts mehr Wasser zu tun hat, aber über einen tollen Biergarten, hier stets Freisitz genannt, verfügt. Weiter südlich auf der Karli gibt es mit dem Symbiose ein tolles veganes Café, das einen spitzenmäßigen fleischlosen Brunch anbietet.

Weiter südlich kommt Ihr übrigens nach Connewitz, das über mindestens so gut erhaltene Bausubstanz wie die Südvorstadt verfügt, aber noch ein großes Stück von der Gentrifizierung entfernt ist. So stelle ich mir Berlin-Friedrichshain vor gut zehn Jahren vor. Toll essen kann man dort dennoch – zum Beispiel im Zest, einem veganen Restaurant mit fantastischen Craft Bieren, nachhaltigen Weinen und kunstvollen Gerichten mit Soja- und Seitan-Komponenten, die aber mit bis zu 18 Euro reinhauen können. Dem Restaurant sieht man die Preise null an – die Einrichtung wirkt fast schon etwas lieblos. Auf der einen Seite befremdlich, auf der anderen Seite verständlich, weil die hiesige Szene dem Lokal wahrscheinlich sonst Tomaten bei der Eröffnung gegen die Scheiben geworfen hätte.

Es gibt noch so viel mehr spannende Ecken in dieser super-dynamischen Boomstadt. Sehr hipp sind momentan vor allem Plagwitz und Lindenau, die sich derzeit wohl rasant verändern. Auch hier ist alles voller Gründerzeiten-Fassaden und dazu noch alten Lagerhallen und Fabriken aus rotem Backstein, die jetzt regelrecht blühen. Nur die Filialen von toom, Poco und Lidl passen eher schlecht ins Bild. Dreh- und Angelpunkt der hippen Gegend ist die Karl-Heine-Straße mit tollen Lokalen, Cafés und Läden. Am Fluss sitzen kann man zum Beispiel in der Frechen Elster – von der Sonnenterrasse aus guckt man zu, wie die Kanus und Boote vorbeiziehen.

Wer Abwechslung zu der Stadtkultur braucht, findet in Leipzig hohen Freizeitwert – vor allem im Sommer. Die Stadt verfügt über einen immensen Anteil an Parks, Flussläufen und Auenwäldchen. Im Süden von Leipzig gibt es sogar eine ganze Reihe von Badeseen. Zur Erkundung der weitverzweigten Stadt empfehlen kann ich Euch ein Fahrrad, wenn das Leihen auch nicht einfach ist. Ich hatte das Glück, dass mir die Vermieterin meiner Wohnung eines borgte. Leipzig ist sehr fahrradfreundlich mit großen Achsen, breiten Radwegen und häufig auch der Möglichkeit zum Abbiegen trotz roter Ampel.

Wien – Alsergrund

Die österreichische Hauptstadt fand ich in Sachen Ausgehen und Restaurants immer ein bisschen schwierig. Da gibt es doch Schnitzel en Masse wird der eine oder andere nun vielleicht sagen. Aber ich bin ja immer auf der Suche nach ein bisschen moderneren Läden.

Gewohnt haben wir am Schottentor in einer tollen, großen Ferienwohnung mit hohen Decken, Kronleuchtern und Stuck an der Decke: HeyMi. Diese Stelle bildet den Übergang zwischen Innenstadt und Alsergrund – ein guter Ausgangspunkt für viele schöne Lokale.

Frühstücken kann man an dieser Ecke zum Beispiel sehr gut. Bei Jonas Reindl lässt sich zum Beispiel gut brunchen und tollen Kaffee trinken, man findet aber kaum einen Platz, weil die Hipster-Community anscheinend stundenlang mit einem Getränk und dem Laptop beim Arbeiten sitzt. Die Location ist allerdings superschön und stylisch und der Kaffee wird anscheinend inhouse geröstet.

Mein persönlicher Favorit war allerdings das Café Le Marché, wo es ebenfalls exzellenten Kaffee – auch mit Sojamilch – gibt. Zudem haben wir uns richtig in das leckere Avocado-Brot verliebt, was weltweit ja immer mehr zum Trend-Frühstück wird. Bisher hab ich das alles für einen überbewerteten Hype gehalten, jetzt bin ich selber verrückt danach.

Für abends lässt sich die Tour sehr gut im Wein & Co am Ring beginnen, bevor man sich zum Dinner begibt. Die Weine im Handel sind dort total überteuert, aber ein Gläschen von einem niederösterreichischen Tropfen kann man sich hier gut gönnen. Ok – um Schnitzel kam natürlich auch ich nicht ganz rum, da haben wir eindeutig die besten Exemplare im Restaurant Zum Bären gegessen: riesig, hauchdünn und schön gewellt. Unter 17 Euro kommt man mit Kalb nicht weg – deutlich günstiger ist wie überall die Variante aus Schwein, die praktisch genauso zart war, hab beides kosten dürfen.

Wenn Euch danach nach einem leckeren Craft Beer ist, empfehle ich einen kurzen Umweg in die Gassen der Altstadt. Dort gibt es bei Mel’s Diner gefühlte 1.000 Varianten des Getränks. Wenn Ihr noch nicht gegessen habt und trotz Riesenschnitzel beim Bären immer noch Hunger habt, könnt Ihr hier auch exzellente Burger bestellen.

Last but not least lege ich Euch einen Besuch am Ufer des Donaukanals ans Herz. Hier haben sich in den vergangenen Jahren zahlreiche coole Strandbars angesiedelt. Vormittags möchte man nicht für möglich halten, wie voll es hier werden kann, dann ist die Gegend nämlich total ausgestorben. Ab etwa 12 Uhr ändert sich das massiv, ab dann kann man insbesondere bei der Tel Aviv Beach Bar spitzenmäßig abhängen und sich die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Zudem gibt es hier mit das beste Falafel, das ich außerhalb Israels bisher gegessen habe.

Wenn Ihr Nachtschwärmer seid und im Sommer zudem ungern in die Tiefen stickiger Clubs abtauchen wollt, empfehle ich Euch einen Besuch des Pavillons im Volksgarten. Achtung: Das Programm wechselt regelmäßig, daher bitte unbedingt vorher gucken, was an dem jeweiligen Abend geplant ist. Das gilt auch für die angrenzenden Clubs/Bars.

Wenn Ihr dann zu guter Letzt auf dem Heimweg noch Hunger verspürt, zieht Euch unbedingt noch die wohl kalorienreichste Spezialität des hiesigen Street Foods rein: Käskreiner bzw. Eitrige, also Würstl mit Käse drin. Das beugt auf jeden Fall einem fiesen Kater vor!

Dahab

Wenn es eine explizite Reisewarnung für das Land der Pharaonen gibt, betrifft sie in den meisten Fällen die Halbinsel Sinai. Tatsächlich gibt es hier einen der liberalsten und lässigsten Orte im gesamten Orient. Dahab liegt rund 60 Minuten nördlich von den großen All Inclusive-Resorts von Sharm El Sheikh. Der Wind, der hier weht, ist jedoch ein komplett anderer. Bekannt und erfolgreich wurde der Ort auf etwa halber Strecke nach Taba vor Jahren insbesondere durch junge Israelis, die Tel Aviv für ein paar Tage den Rücken kehrten, um in chilligen Beach Bars am Strand vor der spektakulären Kulisse des Sinai abzuhängen. Und auch wenn die eigene Regierung ihre Landsleute derzeit am liebsten einzeln davon abhalten möchte, dort hinzufahren, können die Israelis es nicht ganz lassen. Ich verstehe sie.

Dahab versprüht zwar nicht mehr das Hippie-Flair wie wohl vor einigen Jahren, ein besonderer Spirit herrscht hier dennoch. Massen-Tourismus ist hier ein Fremdwort, der Anteil der Stamm-Urlauber hoch. Daher kann sich das Örtchen im Vergleich zu Hurghada und Sharm El Sheikh sehr gut halten. Russen, Deutsche und Franzosen haben sich hier teilweise zudem dauerhaft niedergelassen – angelockt von nicht enden wollendem Sonnenschein, der spektakulären Sicht auf das nur 40 Kilometer entfernte Hochgebirge des Nachbarsn Saudi-Arabiens und eben seinen günstigen Preisen für kleine Hotels oder sogar eigene Häuschen unmittelbar am Strand. Nicht zuletzt ist die große Hitze aufgrund des stetigen Windes selbst im Hochsommer gut auszuhalten.

Dahab besteht aus unterschiedlichen Teilen. Im Zentrum gibt es eine typische Promenade. Wer jetzt davor Angst hat, nach typisch ägyptischer Manier penetrant in jeden Laden gezogen zu werden, den kann ich mit gutem Gewissen beruhigen. Tatsächlich scheint der relative Wohlstand der Verkäufer und Gastronomen dazu zu führen, dass man nicht verzweifelt an jedem Reisenden zerren muss. So kann man in aller Ruhe nach einem coolen Café suchen, sich auf den Liegeflächen mit Blick auf das Meer niederlassen und für unglaublich gute Preise orientalische und westliche Speisen genießen.

Wichtig zu wissen: Nur wenige der rund 20 Lokale haben die Lizenz zum Verkauf von Alkohol. Das macht aber nichts, da es in Dahab rund sechs bis sieben sogenannte Drinkies gibt, die für rund 70 Cent pro Dose oder Flasche Bier verkaufen. Spirituosen und Wein gibt es natürlich auch – alles darf man je nach Gusto einfach ins Restaurant mitnehmen und da gemütlich mit dem Essen konsumieren.

Die ägyptische Küche ist der libanesischen übrigens superähnlich. Tabouleh-Salat, Couscous, Falafel oder die Auberginenpaste Baba Ganoush stehen eigentlich fast immer auf der Karte. Und wer abends mal was Westliches oder Asiatisches bevorzugt, isst einfach Pasta, Pizza oder sogar Indisch und Thai! Besonders empfehlen kann ich das Restaurant Friends, unter anderem für frischen Grill-Fisch – der geschmacklich super ist und auch hygienisch völlig unbedenklich ist. Ich hatte in sechs Tagen Kairo/Dahab nicht ein einziges Mal etwas mit dem Bauch. Italienisch könnt Ihr zehn Minuten weiter nördlich bei Dai Pescatori futtern. Obwohl die Besitzer Italiener sind, schmeckt es zwar nicht annähernd so authentisch wie in deren Heimat, die Atmosphäre ist allerdings toll, der Service herzlich und man isst mit den Füßen im Sand – was will man mehr?

Zum Baden ist es am schönsten südlich  – dort gibt es so eine Art Sinai-Flaucher, wo sich gegen Sonnenuntergang junge Urlauber aus dem ganzen arabischen Raum versammeln und Musik hören. Auch die Leute aus diesem Kulturraum scheinen die lockere Gangart in und rund um Dahab sehr zu schätzen. Die Kiesbänke hier, das weiche Wasser und der tolle Sonnenuntergang über dem Sinai-Gebirge sind etwas ganz Besonderes. Wohnen? Ist hier super einfach: Lasst Euch einfach bei Airbnb inspirieren – es gibt tolle und gleichzeitig günstige Unterkünfte en Masse. Wer vor dem Rückflug wie wir vielleicht doch noch zwei, drei Nächte im All Inclusive-Hotel in Sharm El Sheikh entspannen möchte, dem rate ich zum Beispiel zum Cleopatra Luxury Resort, das ist zu Recht in seiner Preisklasse das Hotel mit den besten Bewertungen und einem sehr, sehr guten Buffet! In Dahab haben wir dagegen im Dar Dahab gewohnt. Das war sehr gut, aber es gibt so viele schöne Häuser und Zimmer hier zum Mieten, da möchte ich mich in meiner Empfehlung nicht zwangsweise darauf beschränken.

Kairo

Wenn man Leuten erzählt, dass man einen Trip nach Kairo plant, reagieren sie in der Regel entweder voller Bewunderung oder Unverständnis. Die einen halten sie für eine Metropole mit täglichen Terroranschlägen, die anderen sagen, wie gerne sie dort auch schon einmal hin wollten. Klar ist: die Stadt lässt einen nicht kalt. Und auch wenn man sich aufgrund einer angespannten Sicherheitslage vielleicht nicht zu den ehemaligen Hotspots wie den Pyramiden oder dem ägyptischen Museum traut, bietet die Stadt einiges.

Wir haben auf der Insel Gezirah quasi in der Mitte des Nils gewohnt. An der südlichen Spitze von Gezirah befindet sich mit dem Sofitel eines der besten Hotels der Stadt, das mit rund 180 Euro pro Zimmer und Nacht ohne Frühstück auch seinen Preis hat. Auch wenn viele Reisende Kairo derzeit nach wie vor meiden: Die Preise für gute Hotels sind nach wie vor hoch. Im Fall des Sofitels lohnt allerdings jeder Cent, da die Lage so privilegiert ist. Wir wohnten im zwölften Stock und hatten einen fantastischen Ausblick auf Nil und Stadt.

In einer Mega-Metropole wie Kairo mit ihren enormen Distanzen innerhalb der Stadt und dem berüchtigten Verkehr sind Hotels wie dieses eine wahre Oase und fast schon so etwas wie ein Kokon. Gleichzeitig spielt sich dort ein großer Teil des gesellschaftlichen Lebens ab. Dazu gehört auch eine große Anzahl von Restaurants. Hier fühlen sich die Leute sicher und können angesichts des Lärms und der schlechten Luft abschalten.

Das Sofitel verfügt gleich über mehrere Restaurants und Bars. Le Deck schwimmt quasi auf dem Nil – hier gibt es Cocktails und feine Tapas. Sie sind perfekt, um in den Abend zu starten. Im Gegensatz zu den Zimmerpreisen ist das Niveau für Essen und Trinken sehr sehr günstig. Das liegt auch daran, dass das Land im Herbst 2016 die Währung abwertete. Somit kostete von einem Tag zum nächsten praktisch alles nur noch die Hälfte. Nur die Übernachtungspreise wurden leider neu kalkuliert.

Neben Le Deck gibt es mit dem Kebap ein libanesisches Restaurant, das ebenfalls über einen tollen Blick verfügt. Nicht zuletzt gibt es ein marokkanisches Restaurant im Hotel, das Tajines serviert. Wer lieber außerhalb des Hotelkomplexes isst, kommt eigentlich am besten im nördlichen Teil der Insel Gezirah – in Zamalek – zum Zug. Dies ist das wohl beste Wohnviertel der Stadt und präsentiert sich sehr westlich. Entsprechend gibt es hier auch eine Anzahl von schönen Coffee Shops und internationalen Restaurants, die auch Alkohol ausschenken dürfen. Wir waren in einem ägyptischen Restaurant, das einer Kette angehört, aber recht gut war: Abu El Sid. Der Service ließ zu wünschen übrig, aber das ist ein generelles Problem in der Stadt.

Schön schauten auch aus: Orangette, Mince.

Nicht zuletzt haben sich einige moderne, stylische Lokale rund um die Burger Factory angesiedelt.

Granada

Gegenüber vielen Städten in Spanien hat Granada einen großen Vorteil, der aber gleichzeitig auch ein Nachteil ist: Es fliegen den Airport nämlich praktische keine Low-Cost-Airlines an. Das heißt zum einen, dass man eine Busfahrt von rund zwei Stunden ab Malaga auf sich nehmen muss, zum anderen aber auch, dass die Stadt nicht so überlaufen ist. Und das trotz der weltberühmten Alhambra, die auf einem Berg über dieser schönen Stadt thront.

Und auch bei dieser lassen die Stadtbehörden keineswegs zu, dass sie überrannt wird. Wer Tickets möchte, muss entweder lange im Voraus welche online ergattern oder sich morgens verdammt früh anstellen. Wir haben uns damit begnügt, gemütlich um die Alhambra herum zu spazieren und sind nur durch die schönen Parkanlagen flaniert. Zudem hatte unsere Wohnung einen tollen Blick auf die bekannte Sehenswürdigkeit: Apartments El Trillo.

Was man aber so oder so in Granada toll machen kann: Essen! Und zwar sowohl im unteren Teil der Stadt als auch in der sogenannten Albaicín, der verwinkelten Oberstadt, in der wir gewohnt haben. Am Fuße dieses Quartiers erkennt man kulinarisch den orientalischen Einfluss Andalusiens. Dort gibt es nämlich eine Menge von marokkanischen Teesalons und Restaurants. Wir haben im Restaurant El Sultán gespeist, was ganz ok war. Insgesamt überzeugen die orientalischen Läden hier aber nicht so, sofern man die Originale in Marokko kennt. Besser ist da zum Beispiel das spanische Restaurant Taberna el Beso. Erkennbar ist in Granada auch der spanische Trend zu vegetarischen oder sogar veganen Lokalen, so etwa Hicuri Art Vegan oder Páprika.

Gefrühstückt haben wir im Café Baraka, einem tollen Café mit exzellentem Kaffee und günstigen Preisen.