Warschau

Warschau gehört unter den europäischen Metropolen sicher weniger zu den touristischen Hotspots. Die wenigsten haben ein Konzept, wie es da überhaupt aussieht. Ging mir ehrlich gesagt genau so. Warschau ist überaus modern, sauber, sehr gut organisiert und überraschend ruhig für eine Stadt von diesem Ausmaß. Die Metropole wurde in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten in weiten Teilen komplett neu gebaut. Zudem kamen die Warschauer mit viel Fleiß und Disziplin zu gewissem Wohlstand. Daher gibt es über das gesamte Stadtgebiet verteilt eine große Anzahl von Restaurants.

Klar kann man durch die liebevoll restaurierte Altstadt flanieren. Die Lokale dort sind sicher auch ok, besonders ausgefallen sind sie nicht. Ähnliches gilt für die Nowy Swiat Fußgängerzone. In den Seitenstraßen erinnert alles ein wenig an Berlin-Mitte, daher gibt’s hier und da sehr hochwertige Restaurants, die in Sachen Preis aber dem Vorbild in nichts nachstehen. Schön fanden wir das Lokal 14. Das serviert edle Küche zu angenehmen Preisen. Hip ist nebenan Aioli – dort stehen die Leute aber bis auf die Straße. Für den Hunger zwischendurch bietet sich Bobby Burger an. Filialen gibt’s in der ganzen Stadt, wie wir gesehen haben.

Am wohlsten gefühlt haben wir uns auf dem südlichen Abschnitt der Marszalkowska Straße, wo auch unsere Airbnb-Wohnung lag. In den Seitenstraßen finden sich die wirklich interessanten Restaurants zu angenehmen Preisen und mit netten Leuten. An der Kreuzung Wilcza und Poznanska gibt es zum Beispiel das Tel Aviv Café mit leckerem Falafel. Genau gegenüber liegt bezeichnenderweise das Beirut mit angeschlossener Bar. Zudem an dieser Kreuzung: die Tortilla Factory, die Filiale von Vegan Pizza sowie das stylische Nolita mit teurerer Mediterran-Küche.

Etwa rund um die Wspolna Straße findet Ihr ein wahres Sammelbecken von Sushi Bars, so zum Beispiel das Hotaru. Nicht weit von hier haben wir in einem süßen Café sehr gut und günstig gefrühstückt: Café Wspolna. Kann ich auch empfehlen. Die Karte gab es nur auf Polnisch. Der junge Kellner hat uns mit Händen und Füßen erklärt, was es gibt. Folgt man der Marszalkowska Straße nach Süden bis zu den nächsten zwei Kreisverkehren, findet man die wie wir fanden schönsten Restaurants und Cafés. Zudem hängen hier die Locals ab und die Gebäude sind hier mit Abstand am schönsten. Leckere Kuchen, aber auch Lunch und Frühstück findet man im Delicatessy o.ä. – ich finde es auf der Karte leider nicht mehr. Weitere schöne Cafés scheinen Pini, Ministertswo Kawe und vor allem Byc Moze zu sein.

Ein bisschen enttäuscht war ich von unserem Ausflug auf die andere Weichselseite – Praga. Die Gegend wird als “next big thing” gehypt – ist aber schon noch recht weit von Gentrification entfernt. Leider hängen hier recht gruselige Gestalten vor einer Metadon-Station ab…In der Zabkowska Straße entstehen derzeit dennoch einige coole Locations. Wir haben einen Snack im W Oparach Absurdu eingenommen. Dort war man supernett, freute sich, dass mal Ausländer vorbeikommen und die Preise sind nur halb so hoch wie auf der Warschauer Seite.

Fazit: Wenn Ihr Attraktionen wie Kulturpalast, Altstadt und Museen wie das zum Warschauer Aufstand gesehen habt, konzentriert Euch zumindest kulinarisch auf die Gegend zwischen der U-Bahn Centrum sowie dem Plac Unii Lubelskiej. Orientiert Euch dabei an der Marszalkowska Straße Richtung Süden. Ihr findet auf dieser Achse sowie in den Nebenstraßen jeweils die besten Restaurants und Cafés. In dieser Gegend sollte nach Möglichkeit auch Eure Unterkunft liegen!

Berlin – Friedrichshain

Mein ‘hood in Berlin war lange Zeit Prenzlberg. Tatsächlich ist es dort aber ein wenig langweilig geworden und Party kann man da sowieso nicht machen. Wer gleichzeitig schön wohnen möchte und um sich rum tolle Locations zum Essen und Feiern sucht, ist in Friedrichshain am besten dran.

Wir haben dieses Jahr dort mal Silvester gefeiert und das war einfach nur toll. Diniert haben wir im Schneeweiß, einem schicken Restaurant mit moderner alpinen Küche. Das Menü mit 7 Gängen kostete hier 85 Euro, die gut investiert waren. Anschließend sind wir früh ins Bett, um am nächsten Tag gegen 11h ins Berghain zu gehen. Kein Witz – vormittags! Wo sonst ginge das?

Gefrühstückt haben wir zuvor im Homemade….Brunchen kann man auch toll im Milch &  Zucker. Typisch für Berlin: Hier gibt’s für jede Vorliebe und Unverträglichkeit das Richtige, denn Laktose-Intoleranz gehört in der Hauptstadt ja fast zum guten Ton!:-) Noch eine weitere Frühstückslocation wäre das Milja und Schäfa.

Abends waren wir einmal im Lemongrass – einem Vietnamesen. Kann ich nicht empfehlen muss ich sagen, denn die Frühlingsrollen kommen aus der Tiefkühltruhe und das Curry war total wässrig. Super waren dagegen zwei russische Restaurants. Da wäre zum einen das Datscha, das aber recht laut sein kann, zum anderen das Matreshka, das überaus günstig ist. Dafür sind die Preise hier aber auf Berlin-Niveau – also deutlich unter dem Level von München.

Zum Feiern waren wir nebst Berghain – das für viele sicher zu schmuddelig ist – in der Bar Süß war Gestern. Paar Schritte weiter sind wir ins Kptn A. Müller, wo wir uns mit Mitte 30 aber sehr alt fühlten. Abgestürzt sind wir im Anschluss auf dem RAW -Gelände im Crack Bellmer, einer Art Club, wo coole Elektro-Musik zum Hopsen läuft und die Leute alle total nett und offen waren.

Jeder Berliner wird jetzt sagen: Alter, was für ein Touri-Club! Mir egal, denn wir haben uns da total wohl gefühlt. Und stimmt: Da waren nicht wirklich viele Locals, sondern mehr Touristen. Wie gesagt: War trotzdem toll und praktisch drei Minuten von der Airbnb-Wohnung entfernt. Wo hat man so was schon? In München sicher nicht…