Gepostet am 13.11.2016 / von Roberto La Pietra
Im Gegensatz zu Sendling sprießen auf der anderen Isar-Seite die modernen Griechen gefühlt aus dem Boden. Vor rund einem Jahr hatte ich Euch das Mystikon in Obergiesing vorgestellt, nun war ich kürzlich im Limani in Untergiesing-Harlaching. Gut zu erreichen ist das Restaurant in einem ruhigen Wohnviertel nahe Mangfallplatz nicht unbedingt. Umso mehr haut einen die quirlige Atmosphäre um, wenn man das Lokal an einem Freitagabend betritt.
Das Limani (griechisch für „Hafen“) gehört zu dieser neuen Generation griechischer Restaurants. Die Einrichtung erinnert an eine coole Taverne, wie man sie in einem Hipster-Viertel Athens oder auf einer Kykladen-Insel wie Mykonos findet – mit enger Bestuhlung, großen griechischen Lettern an der Wand und einem coolen Beleuchtungskonzept.
Trotz Reservierung mussten wir ein wenig warten, was im engen Eingangsbereich etwas ungemütlich ist, da es keine Bar gibt. Immerhin bekamen wir aber gleich einen Ouzo aufs Haus – eine einfache, aber nette Geste!
Die Speisekarte ist umfangreich. Sie umfasst die Klassiker wie Gyros und Bifteki, die Tageskarte ist jedoch etwas für alldiejenigen, die die moderne griechische Küche kennenlernen wollen. Der Preis von rund 17 Euro für eine Dorade ist nicht günstig, aber entspricht nun mal München.
Enttäuscht waren wir von den Vorspeisen. Der Linsen-/Bohnensalat war ok, der Rote Beete-Salat war jedoch eine Ansammlung von fast schon lieblos angerichteten Scheiben. Er wirkte fast so, als ob man sich im Supermarkt eingelegte Beete kauft und sie einfach geschnitten auf einen Teller legt. Dabei ist es doch so einfach, diese günstige Zutat ein wenig aufzupeppen. Zum Beispiel in gewürfelter Form – garniert mit ein paar gerösteten Pinienkernen und zerbröckeltem Schafskäse.
Eine deutlich bessere Figur gaben die Hauptgänge ab. Ich hatte knusprige Tintenfisch-Arme an Salat auf Pita (das war allerdings schon etwas durchgeweicht). Noch leckerer war das Essen meiner Begleitung: Geschmorte Lammschulter mit Rosmarin-Kartoffeln. Zu meiner Überraschung erhielt ich einen Extra-Salat zum Gericht. Als die Kellnerin ihren Fehler bemerkte, wollte sie ihn mir wieder wegziehen, obwohl ich schon fast die Gabel drin hatte, ein Kollege hinderte sie jedoch daran. Ich musste etwas schmunzeln.
Als Nachspeise gab es mein Lieblings-Dessert, das ich in Griechenland auch immer esse, sobald ich es wo auf der Karte entdecke: den Grieskuchen Galaktobouriko. Und auch an dem muss ich leider etwas rummeckern – er schmeckte nämlich sehr sehr künstlich und überzuckert. Die Sprühsahne ist ja leider in den meisten Restaurants Usus. Auch in Griechenland.
Na ja jetzt mal zu den guten Punkten: Ich finde das Lokal überaus schön, ich mochte die quirlige Stimmung, das Team war wirklich sehr nett und locker. Zudem gab es nach dem Dessert erneut ein Mini-Fläschchen Ouzu, so dass jeder von uns praktisch die Menge von 3-4 Schnäpsen aufs Haus bekam. Zudem haben wir nur einen Bruchteil der Karte probiert. Insbesondere die Tageskarte macht Lust, das Restaurant nochmal zu testen..
Einen weiteren Tipp hab ich, wenn Ihr Euch das Limani ebenfalls mal anschauen wollt: Geht ruhig am Freitag- oder Samstagabend hin. Reserviert aber unbedingt und besucht das Lokal ein bisschen antizyklisch. Gegen 20 Uhr ist der Laden supervoll. Ab halb zehn wird es aber deutlich gemütlicher. Im Urlaub isst man ja auch oft erst spät, warum also nicht einfach mal zu später Stunde speisen?
Rotdornstraße 2