Palermo

Die größte sizilianische Stadt Palermo hatte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wahrlich keinen guten Ruf. Immerhin galt sie lange Zeit als dreckige, verwahrloste Metropole, die sich fest im Würgegriff der Mafia befand, die ihrerseits praktisch jede positive Entwicklung im Keim erstickte. Eine reiche Stadt ist Palermo freilich auch heute nicht.

Dennoch gibt es viele Signale dafür, dass er stark bergauf geht. In diesem Sommer beherbergt die Stadt die Kunst-Biennale Manifesta. In ihrem Zuge wurden zahlreiche verfallene Gebäude saniert – und sie sollen auch nach dem kulturellen Event entsprechend genutzt werden. Darüber hinaus sorgt die Stadtverwaltung dafür, dass immer mehr Straßen zu Fußgängerzonen werden und die Metropole auch so an mehr Lebensqualität gewinnt. Nicht zuletzt führt die Stadt die ehemals verwahrloste Zone rund um den Hafen zunehmend den Bewohnern zu.

Die Einheimischen leisten ebenfalls ihren Beitrag. Ich hielt Palermo stets für eine Steigerung des chaotischen Neapels. Tatsächlich besteht aber in der größten Stadt Siziliens ein deutlich größeres Bewusstsein für Recht und Ordnung. Autos halten überraschend oft an Zebrastreifen, Bürger rufen zudem schnell mal die Polizei, wenn Ihnen irgendwo etwas Unrechtes auffällt.

Auch die kulinarische Szene in Palermo ist überaus dynamisch. Palermo verfügt über eine große Street Food-Tradition – mit Plätzen, die sich abends in große Garküchen fast wie in Asien oder arabischen Ländern verwandeln. Dann dampf es eindrucksvoll über den Piazzas, was den Plätzen einen beinahe tropischen Charakter verleiht.

Natürlich gibt es auch viele Anzeichen einer Hipster-Szene. Anders als zum Beispiel in Rom konzentriert sich die aber nicht auf einzelne Viertel, sondern verteilt sich über das gesamte Innenstadt-Gebiet. Craft Beer gibt es zum Beispiel bei Extras Hop und Ballarak. Lecker vortrinken kann man zudem in der Bruto Bar. Gut geschmeckt hat es mir im modernen Restaurant A’Ninca in der Kalsa – sozusagen der Innenstadt von Palermo. Polpette – kleine Bällchen in allen erdenklichen Fisch-, Gemüse- und Fleischformen findet Ihr in der Polpetteria.

Unter den schickeren Lokalen wären Seven, Quattro Mani sowie Tribeca zu nennen. Moderne Interpretation von Street Food gibt es zum Beispiel im Passami U Cappu, wo man zum Beispiel frittierte Varianten von Thunfisch bekommt oder auch die etwas befremdlichen Spleensandwiches aus Innereien, die auf eine jahrhundertelange Stadtgeschichte zurückgehen.

Obwohl Palermo am Meer liegt, ist es alles andere als einfach, am Ufer zu sitzen. Eine Ausnahme ist A’Cala – eine Art Lounges-Restaurant mit großem Außenbereich an der Marina. Hier bekommt man für 10 Euro einen Cocktail, Long Drink oder Sprizz inklusive Häppchen im Rahmen des frühabendlichen Aperitivo. Den gibt es zudem rund um die im Sommer sehr angesagte Piazza Magione. Dort befindet sich übrigens auch ein süßes und überaus freundliches Museumscafé, das ich Besuchern wärmstens für ein kleines Frühstück ans Herz legen kann: Das Café Letterario.

Ich war nur drei Tage in Palermo und konnte daher kulturell wie auch kulinarisch bestenfalls an der Oberfläche der Stadt kratzen. Die Tatsache, dass alles eher weit auseinander liegt, macht es nicht so einfach. Das Bussystem ist jedoch überraschend einfach und beim nächsten Mal würde ich auch einen Ausflug zum schönen Mondello-Strand im Norden der Stadt machen. Zudem würde ich womöglich die legendäre Mafia-Tour machen, die zu erfolgreichen Beispielen des Widerstands führt.

Nicht zuletzt rate ich dringend von einem Besuch im Hochsommer ab. Auch wenn sich Palermo sehr gemacht haben muss, handelt es sich nach wie vor um eine recht schmutzige Stadt – mehr in den Seitenstraßen als auf den Hauptmeilen, die zunehmend gepflegter sind. Alles in allem ist die Metropole dennoch immer noch recht stickig und anstrengend – abgesehen von den Vierteln, die sich nördlich des Zentrums anschließen. Im empfehle Euch einen Besuch im Frühling oder Spätsommer. Auch im Winter gibt es wohl oftmals sehr milde Tage!

Bukarest

In diesem Jahr bin ich volle Kanne auf dem Osttrip. Nachdem Städte wie Barcelona, Lissabon oder Berlin zunehmend aus allen Nähten platzen, sind die Metropolen in Ländern wie der Ukraine oder im Baltikum nicht nur erfrischend günstig und leer, man kann auch noch hervorragend dort essen.

Bukarest stellt da keine Ausnahme dar. Unter den Städten im Osten ist sie wohl die „wildeste“. Das heißt: Es ist bei Weitem noch nicht alles saniert, so dass immer wieder Räume für Entwicklung – auch gastronomische – entstehen. Zudem gibt es eine gewisse Aufbrauchstimmung im Land und die jungen Leute verlassen nicht mehr alle zwingend die Heimat auf der Suche nach mehr Arbeit im Westen.

Bukarest ist optisch eine ungewöhnliche Stadt. Die Epochen der letzten Jahrzehnte haben alle ihre architektonischen Spuren hinterlassen – teilweise vier oder fünf Exemplare in nur einer Straße. Da stehen prachtvolle, aber auch morbide Jugendstil-Bauten neben angestaubten Bauhaus-Häusern, Neo-Renaissance-Villen, Nachkriegssünden oder schick sanierten Art-Nouveau-Fassaden. Nur: Die Stadt promotet ihre Schätze in keinster Weise. Wahrscheinlich könnten viele Besucher damit aber auch nichts anfangen. Denn schön oder ästhetisch ist die Stadt sicher nicht auf den ersten Blick.

Ein absolutes Plus ist aber sicher die Gastro-Szene. Die traditionelle Küche Rumäniens ist eher fleischlastig und alles andere als fancy. Vielleicht wird die irgendwann noch aufgepimt, momentan sind die rumänischen Restaurants aber alles andere als charmant. Ganz anders die coolen Biergärten, die überall in Hinterhöfen alter Häuser aus dem Boden sprießen. Da sitzen die jungen Bukarester und schlürfen ihren Latte, ihr Craft Beer oder lassen sich ihren Brunch schmecken. Allen voran zu nennen sind Dianei 4, Gradina Eden oder Alt+Shift.

Darüber hinaus hat die Stadt eine große Szene an coolen Cafés, in denen sich die Baristas schon fast filmreif an jedem Flat White und Cold Brew-Kaffee verkünsteln. Eine wahre Darbietung sind zum Beispiel die Zeremonien am Tresen des Café Origo. Nicht zuletzt gibt es auch eine coole Barszene – wer gerne lokal gebrautes Bier aus kleinen Brauereien mag, sollte der Romanian Craft Beer Bar einen Besuch abstatten.

Fine Dining ist für unsere Verhältnisse überaus günstig. Wer sich also was gönnen will, kann ins Social 1, ins Stadio oder in Raionul de Peste gehen. Dort gibt es tolle Fleisch- und Fischgerichte zu einem Bruchtteil von Münchner Preisen. Nur eines sollte man wissen: Das Service-Niveau ist meist nur solala. Zwar stimmen Ambiente der Lokale und Qualität der Speisen in aller Regel, die Kellner sind meist aber unglaublich langsam und man muss ihnen manchmal regelrecht hinterher rennen, um die Rechnung zu ordern oder einfach nur die Speisekarte zu ergattern.

Ich kann jeden dennoch nur zu einem Trip nach Bukarest animieren. Jetzt ist die Stadt nämlich in der besten Phase. Man sieht noch, woher die Metropole historisch kommt, dennoch gibt es tolle Dinge, die entstehen. In fünf Jahren ist die Stadt womöglich durchgentrifiziert und die beachtliche Bausubstanz ist renoviert wie ein paar bunte Stücke Kuchen. Die Altstadt sieht teils bereits aus wie ein Puppenstübchen. Cool ist dort allerdings die Dachbar des Hostels Pura Vida. Vor der aus hat man einen tollen Blick über die Dächer der Stadt und trinkt gemütlich seinen Cocktail.