Mar Mikhael in Beirut

Wer in Sendling Beirut, Beirut und das „Schwester-Restaurant“ Manouche kennt, hat sicher schon mal die Vintage-Bilder der libanesischen Hauptstadt an den Wänden gesehen. Die Metropole war lange ein echter Sehnsuchtsort für mich – aber: ich hatte auch gewaltig Respekt vor einer Reise nach Beirut. Immerhin ist der Libanon nicht gerade ein lauschiges Kuschel-Ziel. Ich habe den Trip über den 1. Mai nicht bereut.

Airbnb hat mir mal wieder indirekt dabei geholfen, das richtige Viertel als Homebase zu finden. Im Herzen von Mar Mikhael gibt es mit „Victoria’s Rooftop“ nämlich eine fantastische Wohnung mit großer, sonniger Terrasse und einem Blick über diese brodelnde Stadt. Das Beste: Sie liegt in einer ruhigen Nebenstraße, aber gleichzeitig fußläufig zu den coolen Restaurants und Bars der Armenia Street.

Die ist wahrhaft gespickt mit tollen Lokalen, und keineswegs nur mit libanesischen. Ziemlich auffällig durch seine rote Leuchtschrift ist zum Beispiel die Hipster-Würstchenbude „Das Küche“. Der grammatikalische Fehler ist so lustig, dass wir uns nach dem Ursprung erkundigen mussten. Der Chef erklärt: Die heißt im Englischen sterben und daher käme das bei den Libanesen nicht so gut an. Verständlich.

Ein paar Häuser weiter haben wir einen saftigen Wagyu-Burger bei Acoté gegessen. Und noch ein paar Häuser weiter befindet sich mit Charlotte eine französische Brasserie. Tavolina serviert mittags und abends italienische Küche. Unter den Bars haben uns Internaziale, das gut besuchte Bohemian sowie Fabrik mit seinem Dachgarten gefallen. In einem Hinterhof liegt L’Atelier du Miel, das auch Frühstück anbietet und nebenbei hochwertigen Honig verkauft. An den Stufen, die von der Armenia Street hangaufwärts führen, liegt Strada 51, in dem dem man unter anderem auf Holzpaletten Platz nimmt.

Auch direkt bei uns um die Ecke gab es tolle Entdeckungen zu machen. Frühstück und tollen Kaffee fanden wir zum Beispiel bei Tusk, das eine große Backstube hat und morgens Croissants mit dem mediterranen Zataar-Gewürz oder Datteln anbietet. Armenisch geluncht haben wir im Seza. Die Küche des Kaukasus-Landes ist der libanesischen recht ähnlich, das geschmorte Rind mit Auberginen hatte aber einen spannenden Twist – ebenso wie die Dessert-Variation aus Baklava und Milchreis.

Wenige Straßen weiter gibt es mit dem Riwaq ein Cafés, das tagsüber und nachts geöffnet hat und kleine orientalische Snacks wie Hummus, Oliven und Schafskäse auftischt. Edles Frühstück dagegen gibt es in der Villa Clara,  das auch ein Boutique-Hotel ist, eine schöne Dachterrasse besitzt der Italiener Mario & Mario. Überhaupt sitzt man hier gerne auf Dächern, was auf den ersten Blick von der Straße selten sichtbar ist. Auf der Fläche von Metallcontainern clubben kann man zum Beispiel im Open-Air-Club Junkyard – tolles Avocado-Brot zum Brunch bekommt man im Kalei Coffee & Co, das mich an das Man Versus Machine erinnert hat und seinen Kaffee selbst röstet. Auch dieses Kaffee verfügt über einen Garten und eine lauschige Dachterrasse.

Nicht so happy waren wir mit dem Enab. Das libanesische Kettenrestaurant, das es auch in Kairo und Dubai gibt, hat zwar nach hinten raus ebenfalls einen tollen Außenbereich, die Kellner sind jedoch nicht wirklich auf Zack und bringen bei Weitem nicht alles so, wie man es bestellt hat. Da haben uns die kleinen Lokale, vor allem in den Straßen nördlich der Armenia Street besser gefallen. Nicht testen konnten wir das Makan, das innen drin fast aussieht wie das herrschaftliche Wohnzimmer eines Fin de Siècle-Gebäudes und über einen Garten mit bunten Lichterketten verfügt.