Split

Die Tatsache, dass diesen Sommer praktisch kein Mensch mehr in die Türkei wollte, hat anderen Ländern einen irrsinnigen Auftrieb verliehen. Kroatien hat zum Beispiel massiv profitiert. Münchner konnten das in diesem Jahr unter anderem an den vielen Direktverbindungen sehen. Eurowings flog diesen Sommer zum Beispiel erstmalig nach Split – ein Grund für mich, meinen Schreibtisch einen Tag gegen Dalmatische Küste zu tauschen und ein Wochenende in die Adria-Stadt zu düsen.

Split scheint mittlerweile ganz schön beliebt zu sein. Neben den Billigfliegern spülen vor allem die Kreuzfahrt-Gesellschaften ordentlich Besucher in die Stadt. Zum Glück ist die Lage noch nicht so schlimm wie in Dubrovnik, daher kann ich jedem nur raten, sich Split zeitnah anzugucken. Die Preise sind allerdings jetzt schon sehr hoch. Früher galt Kroatien ja als eine günstige Alternativ zu Italien. In den vergangenen Jahren hat sich das komplett umgedreht.

An tollen Lokalen fehlt es allerdings nicht. Die gesamte Altstadt ist quasi gepflastert mit fancy Restaurants. Richtig gehypt wird zum Beispiel das Bepa, das mit seiner modernen mediterranen Küche allerdings auch zu den teuersten Restaurants zählt. Gefrühstückt haben wir zwei Mal in der Brasserie on 7 an der Uferpromenade. Die Nachbarlokale erinnerten uns ein bisschen an die Leopoldstraße, die Brasserie war aber fantastisch. Da gab es Eggs Benedict, Acai Bowl, Cinnamon Toast und Chia Joghurt mit Mangocreme.

Ganz nett für Weintasting war Diocletian’s Wine House, das aber ebenfalls unglaublich hohe Preise verlangt. Die Austern gibt es hier pro Stück zum Beispiel für 4,50 Euro – die krieg ich bei Bizim am Gotzinger Platz für ein Drittel. Wer in Split ein wenig auf die Kohle gucken möchte, sollte das Zentrum Richtung Marina verlassen. Im Maduro gab es gemütliches Sitzen in erster Reihe mit Gin Tonic für 5 Euro. Endlich mal ein Schnäppchen.

Dahinter am Hang befinden sich in den verwinkelten Gassen des oberen Zentrum die ganzen „Kanobas“, also so Art Tavernen. Da mein Favorit Marjan schon voll war, sind wir auf Sperun ausgewichen. Hier gab es rustikale Küche und Fisch auch nicht billig, aber zumindest zu angemessenen Preisen. Ich hatte marinierten Thunfisch und eine Art Lammtopf – beides war sehr gut. Ein paar Straßen weiter gibt es mit Makrovega übrigens einen veganen Laden, der sich gut für Lunch oder Kaffee und Kuchen eignet.

Wer bei schönem Wetter in der Stadt ist, sollte unbedingt einen Ausflug mit der Fähre zur Insel Brac unternehmen. Im Städtchen Supetar war Mitte Oktober schon die Hälfte der Lokale geschlossen. Wir landeten schließlich in der Konoba Lukin. Auch hier wieder das Gleiche wie fast überall: Ganz gut, aber teuer. Gegessen haben wir Oktopus-Goulash und Nudeln mit Trüffeln.

Ihr merkt, mein Urteil zu Split fällt zweischneidig aus. Für ein langes Wochenende ist das Städtchen super geeignet. Und beim Ausflug auf die Nachbarinseln fühlt man sich wie im Urlaub. Die Preise haben die Freude während des Trips jedoch sehr gedämpft. Als Übernachtungsmöglichkeit empfehle ich die Apartments Ria. Für rund 100 Euro kriegt man ein modernes Apartment mit zwei Schlafzimmern und einem netten Balkon, um in der Sonne zu sitzen.

Napoli

Es gibt in Europa nur wenige Städte, die noch so richtig wild und ungezähmt wirken. In denen man sich so richtig schön in den Straßen verirren kann. Marseille ist ein bisschen so – allerdings auch nicht mehr so wirklich – und vielleicht ein wenig auch Athen. Wobei die Straßen dort so schachbrettartig verlaufen, dass man schon einen sehr schlechten Orientierungssinn haben muss, um sich ein bisschen zu verlieren.

Neapel entspricht voll und ganz dem italienischen Klischee. Man irrt durch verwinkelte Gassen, an den Häusern hängen Wäscheleinen, Motorroller sausen knapp an einem vorbei und man weiß nicht, welche Entdeckung man hinter der nächsten Straßenecke mach. Die Häuser sind alt und haben im Gegensatz zu Rom reichlich Patina. Hinter einem Hinterhof wartet oftmals ein weiterer – plötzlich steht man vor einer alten Römermauer oder einem Orangengarten. Insbesondere in Montesanto wird jedes chaotische Klischee bedient, das man von dieser Hafenmetropole haben dürfte. Auch im „Spanischen Viertel“ geht es drunter und drüber – dennoch steht zumindest diese Gegend kurz vor der Gentrification.

Denn – und das ist die andere Seite – auch in Neapel geht es bergauf. Das ist zumindest mein persönlicher Eindruck. In den vergangenen fünf Jahren war ich drei Mal dort. Bei meiner ersten Reise habe ich die Stadt als wahnsinnig deprimierend wahrgenommen. Die Restaurants leer – die Leute, die an den Ecken standen, mit grimmiger Miene, alles voller Müll. So wirkte Neapel auf mich dieses Mal überhaupt nicht. Die Straßen voller junger Menschen, die Lokale lebendig, viele kreative Spots und last but not least: viele Bereiche saniert und bunter als zuvor.

Neapel steht eindeutig vor einer Wende. Schon immer war ich der Meinung, dass diese Metropole am Meer und mit den tausend Sachen, die man rund um die Metropole machen kann, eigentlich riesiges Potenzial hat. Anders als Barcelona hat die Stadt aber bisher kaum etwas aus ihrer privilegierten Lage gemacht, die jungen Leute wanderten entweder ins Ausland ab oder kauerten sich zuhause bei Mama auf die Couch. Jetzt weht ein gewisser Wind des Neuanfangs durch Neapel. Dass die Metropole nun so lebendig wird, liegt sicherlich auch an den vielen Flugverbindungen mit Easyjet und Co.

Die führen dazu, dass viele junge Leute alte Wohnungen in Airbnb-Wohnungen und B&B’s verwandeln. Dadurch kommt mittelfristig Geld in die Kasse und die Locals können wieder etwas ausgeben. Das führt wiederum dazu, dass die Restaurants Auftrieb bekommen und einige auf die Idee kommen, etwas Gastronomisches aufzumachen.

Besonders voll sind die Straßen am Wochenende rund um die Piazza Bellini. In anderen Städten sind die coolen Viertel ja meist außerhalb des Zentrums. In Neapel ist das andersherum, weil dort die besten Gegenden oben am Hang liegen und „unten“ eher die dunklen, schmutzigen Viertel. Genau solche Gegenden blühen aber auf, wenn sich in einer Stadt was tut. Dabei ist die Gegend um die Piazza Bellini der Place to be. Tolle Kneipen sind Slash, Birraiuolo und Cannabistró. Hier kann man den Abend hervorragend starten. Schöne Restaurants gleich um die Ecke wären zum Beispiel La Stanza del Gusto – etwas moderner – und L’etto – ideal für Vegetarier. Pizzerien muss ich kaum empfehlen. Denn das Nationalgericht gibt’s hier eh an jeder Ecke.

Sehr gut gefallen hat mir auch Chiaia. Es liegt zwischen Uferpromenade und dem poshen Viertel Vomero oben am Hang. Tolle Idee ist ein Rundgang zum Belvedere San Martino zum Sonnenuntergang. Anschließend fährt man mit der Standseilbahn von Cimarosa runter zum Amadeo Platz. Von dort aus gelangt man mit der Pescheria Mattiucci zu einem kleinen, exzellenten Fischlokal, das nur etwa zehn Plätze am Tresen hat. Wir haben dort Austern und eine super Platte mit rohem Fisch gegessen. Hier kommt nur ein wenig roter Pfeffer und Zitrone auf den leckeren Fang. Pasta und Pizza haben wir uns anschließend in der Trattoria da Ettore gegönnt. Ein ganz persönlicher Tipp ist der Craft Beer-Laden Alabardieri 25. Dort gibt es neben dutzenden Bieren tolle Platten mit Käse und Wurst.

Auch in Sachen Übernachtung habe ich einen heißen Tipp: Das Bed & Breakfast SuperOtium ist brandneu und befindet sich direkt hinter dem archäologischen Museum. Es hat nur sechs Zimmer, die sich um einen schönen, großen Aufenthaltsbereich gruppieren. Der Gastgeber Vincenzo verhält sich mehr wie ein befreundeter Gastgeber als wie ein Hotelbesitzer. Am ersten Abend ludt er uns sogar ein, mit ihm und seinen Freunden etwas trinken zu gehen.

Chiaia

Piazza Bellini: