Florenz – Santo Spirito

Wer mich etwas kennt, weiß: Ich suche auch in anderen Städten immer nach Vierteln, die einen gewissen Local Spirit ausstrahlen. In Florenz muss ich zugeben, dass es mir schwer fiel. Zu kompakt und gleichzeitig zu touristisch erscheint mir das Zentrum der Toskana, um so etwas wie einen Kiez auszumachen. Dennoch ist dieser sprichwörtliche „Bauch“ Italiens natürlich gespickt mit tollen Restaurants und gutem Essen.

Ein paar Tipps hab ich von meiner Reise über das lange Wochenende vom 3. Oktober also durchaus mitgebracht. Tolles Frühstück haben wir in einem Concept Store namens Ménagère gegessen. Dieses Restaurant umfasst auch einen Blumenladen sowie ein Geschäft für Wohnaccessoires – ein echter Meeting-Point also, der Shopping und Essen gut miteinander vereint. Croissants gibt es hier ebenso wie aufwändigen Brunch. Auch abends ist das Restaurant beliebt – sicherlich kein Geheimtipp, aber mondän und elegant. Die Preise sind dennoch ok.

Nur wenige Meter weiter befindet sich mit Simbiosi eine Hipster-Pizzeria – ebenfalls supergeschmackvoll gestaltet – mit Betonwänden und Kirschblütenzweigen. Eine witzige Kombination. Obwohl wir nicht reserviert hatten, konnten wir zwei Plätze am Samstagabend ergattern. Lustige Nebenbeobachtung: Die Jungs von dem Laden nutzen die gleiche Vorlage für ihre Website wie ich für meinen Blog.

Zum Lunchen waren wir einmal auf der Via San Gallo. Dort gibt es ein paar nette Restaurants, unter anderem das Veggie Days, das – wie der Name schon sagt – ausschließlich Zutaten ohne Fleisch verwendet. Genauer gesagt waren die Gerichte eigentlich alle vegan. Wir hatten ein Risotto und ein Seitan-Gericht – war ganz ok, aber sicher keine Offenbarung. Dennoch strahlen Veggie-Läden ja immer was Junges, Modernes aus – und diese Atmosphäre mag ich einfach.

Ein paar Häuser weiter befindet sich mit Dorsoduro 3821 ein weiteres schönes Lokal/Café, das übrigens zu einem Hotel gehört. Wir haben hier nur einen Kaffee getrunken, es gibt aber auch kleine Gerichte und Aperitivo. Hätten wir mehr Zeit gehabt, wären wir sicherlich abends mal hergekommen. Nach Sonnenuntergang hat es uns eher auf die andere Seite vom Fluss Arno gezogen. Dort halbiert sich die Anzahl der Touristen immerhin, so dass zumindest ein bisschen mehr lokales Flair aufkommt.

Die Piazza Santo Spirito ist das Zentrum des gleichnamigen Viertels. Der Platz ist umgeben von schönen Restaurants. Wir hatten einmal Aperitivo mit Buffet im Tamerò und einmal Dinner mit Pasta im Gustapanino. Kann beides empfehlen – am Wochenende gibt es jedoch einen echten Run auf die Plätze – insbesondere gegen 20 Uhr. Eine für Foodies interessante Straße ist die nahegelegene Via Santo Spirito sowie ihre Verlängerung Borgo San Frediano. Wir haben unter anderem im Bistro 3 Tavoli gespeist. Der gegrillte Tintenfisch war super! Schick sahen auch das szenige Gesto sowie das japanische Momoyama aus.

Ebenfalls auf der südlichen Seite des Flusses befindet der Stadtteil San Niccoló. Hier ziehen tagsüber Scharen von Menschen den Berg hinauf, um von der höher gelegenen Chiesa di San Salvatore di Monte den Blick auf die Stadt zu genießen. Am Fuße des Aufstiegs befinden sich einige kleine Lokale. Wir haben uns am späten Nachmittag ein Glas Wein und eine Käseplatte im Bevo Vini gegönnt. Die kostete 25 Euro und wir haben nicht einmal die Hälfte geschafft, da sie wirklich riesig war! Vor allem der Büffelmozzarella ist nun mal alles andere als Lean Cuisine, aber geschmacklich wirklich zum Reinlegen.

Alles in allem haben wir essenstechnisch in Florenz lediglich an der Oberfläche gekratzt. Die Auswahl ist nämlich gigantisch. Im Gegensatz zu den süditalienischen Städten ist man hier auch sehr offen für alles, was über Pizza und Pasta hinausgeht. Selbst Sushi oder chinesische Dim Sum findet man hier vielerorts. Auch wenn ich die Stadt kulinarisch toll fand, ist sie mir prinzipiell einfach zu überlaufen muss ich zugeben. Es ist schwierig, den Massen zu entkommen und aufgrund sehr schmaler Gehwege kann man auch nur schwer zu zweit entspannt durch Florenz spazieren.

Santo Spirito hat mir mit Abstand am besten gefallen. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, sucht Euch hier ein Hotel oder eine Airbnb-Wohnung. Dann habt Ihr nicht ganz so viel Trubel, es ist gleichzeitig dennoch nicht weit von den Haupt-Attraktionen.