Prag – Vinorahdy

Es gibt diese Orte, die man nie besucht, weil man ständig glaubt, das sei so nah, dass man eh jederzeit hinfahren kann. So ein Ort ist für mich Prag. Das lange Wochenende über Maria Himmelfahrt habe ich nun endlich dazu genutzt, die Stadt mal zu besuchen.

Eher zufällig landeten wir in einer Airbnb-Wohnung in Vinorahdy, das nur rund zehn Gehminuten vom Wenzelsplatz entfernt ist, aber dennoch weit genug abseits liegt, um den Spirit eines authentischen Viertels auszustrahlen hat. Es gehört sicherlich zu den begehrtesten Quartieren der Moldaustadt. Kaum irgendwo reihen sich schmucke Gründerzeit-Altbauten in einer derartigen Masse aneinander.

Jetzt ist es aber keineswegs so, dass es einen kulinarischen Hotspot neben dem anderen gibt. Die “guten” Sachen sind schon ganz schön verstreut. Mit einem Blick auf Google Maps wird man aber schnell fündig. Zum Kaffee eignet sich zum Beispiel das La Bohème Café – ein schönes Lokal mit superhohen Decken und auch zahlreichen Tee-Sorten zum Kuchen. Nur wenige Schritte daneben befindet sich das Café Ideal – das eignet sich mehr für einen Drink am Abend. Tollen Kaffee kriegt man im Dos Mundos. Dort wählt man zwischen Sorten aus Äthiopien, Kenia, Burundi oder Guatemala aus. Wie in so vielen Cafés in Prag gibt es aber auch hier nur eine sehr kleine Auswahl an Cupcakes bzw. Kuchen. Auch eine richtige Frühstückskultur sucht man fast vergebens.

Tolle lokale Küche findet Ihr im U Bohouse. Dort konnten wir Schnitzel und Burger probieren – beides war sehr lecker und mit rund 6 Euro pro Gericht pragmäßig günstig. Braten, Rouladen und Gulasch gab es zudem im Vinorahdsky Parlament. Das sieht drinnen ein bisschen nach Bahnhofshalle aus, das Essen war aber fein. Auch das Dessert hat sehr gemundet: Mohnkuchen mit Pflaumen-Eis. Nur der Kellner wurde ein bisschen patzig, als es ans Zahlen ging. Der sagte uns nämlich gleich mal ganz direkt, wie viel Trinkgeld er für angemessen hält. Geht gar nicht!

Weniger gut fand ich prinzipiel das Monolok Café. Dort gab es zum Croissant ein Schälchen Butter, das eindeutig noch von anderen Gästen stammte, da lauter Brotkrümel drin waren. Zudem war der Service sehr langsam. Die Location ist aber toll. Das ganz in Weiß gehaltene Café verfügt vorne raus nur über einen einzigen Tisch – nach hinten raus aber über einen kleinen Hof. Überhaupt sitzt man in Prag selten draußen vor dem Lokal. Der Außenbereich befindet sich in aller Regel im Hinterhof.

Eine nette Ecke schließt sich südlich von Vinorahdy an. Guter Punkt zum Starten ist das Czech Inn, ein Hostel mit einer tollen Lobby samt chilligem Café. Fast daneben befindet sich mit dem Plevel ein veganes Restaurant, wo wir Veggie-Burger, Zucchini-Nudeln und ein Sandwich mit Portobello Mushroom probieren konnten.  Gegenüber gibt es ein asiatisches Restaurant, das aber soweit ich sehen konnte, nicht mal über einen Namen verfügte. In der Francouzska Starße befindet sich zudem das Café Slagr. Das war ehrlich gesagt das einzige Lokal, das ich gesehen hab, in dem es so etwas wie Brunch gibt.

Fazit: Mit Frühstück ist es prinzipiell schwer in Prag. Auch Bäcker-Filialen konnte ich kaum sehen. Insgesamt ist die Stadt und dieses Viertel im Speziellen aber spannend – und natürlich überaus günstig. Man muss definitiv ein bisschen online recherchieren, weil sich die guten Spots nicht immer sofort erkennen lassen. Der Grat zwischen nettem Restaurant und Spelunke war manchmal sehr sehr schmal. Daher wie gesagt: Vorher die Locations im Netz abchecken oder einfach meinen Tipps hier folgen:-)

Dos Mundos:

Czech Inn:

Rom – Pigneto

Barcelona, Lissabon, Athen – im Sommer sind Flüge in diese Städte irrsinnig teuer. Anders Rom. Im Juli und August sind die Tarife überraschend günstig. Anscheinend schrecken viele vor ein paar Tagen in der italienischen Hauptstadt zu hochsommerlichen Temperaturen zurück. Ich persönlich finde 31 Grad in Rom angenehmer als 25 Grad an einem gewittrigen Tag in München.

Noch dazu hab ich auf der letzten Reise ein tolles neues Viertel entdeckt, das im Sommer richtig rockt. Ich hab an dieser Stelle ja bereits über die Studentengegend San Lorenzo geschrieben. Noch ein bisschen weiter stadtauswärts gibt es ein weiteres tolles Quartier: Pigneto. Das ist quasi das erwachsen gewordene San Lorenzo. Die Leute sind überwiegend Mitte Dreißig – somit passe ich hier gut rein!:-)

Rund um die Via del Pigneto ist in den vergangenen Jahren eine Art Fußgängerzone entstanden. Dort findet morgens jeden Tag ein Markt statt, so dass man frische Waren vom Bauern kaufen kann. Abends verwandelt sich die Straße in eine Aperitivo-Meile. Man bestellt also zum Beispiel einen Drink für 3-4 Euro und erhält zu einem symbolischen Preis von weiteren 5-6 Euro eine Platte mit Snacks. Das ist die perfekte Art, ganz gelassen seinen ersten Gang einzunehmen.

Für “Primi” und “Secondi” gibt es eine ganze Reihe von Lokalen, wo man weiterschlemmen kann. Bekannt ist das Necci, das über einen fast schon tropischen Garten verfügt. Das Essen war gut, aber auch ein bisschen fancy und teuer, zudem war der Service nur so la la. Nicht zuletzt fand ich die Kundschaft etwas snobby. Und das passt eigentlich gar nicht zu dem eher alternativen Pigneto.

Netter fanden wir dagegen das Rosti, auch ein bei Locals bekanntes Restaurant mit großem Gartenbereich. Wir haben hier mittags für 11 Euro einen tollen Burger mit Fries und Salat gegessen. Den Kaffee danach gibt es für 80 Cent. Und auch eine große Flasche Wasser kostet nur rund 1,50 Euro. Ein buntes indisches Restaurant haben wir ebenfalls auf dem Weg dorthin entdeckt – aber das ist eher was für Herbst/Winter: es heißt Tandoori.

Neben dem Necci hat vor wenigen Wochen das Vado aufgemacht. Wir waren nicht drin, aber es sah recht stylisch aus und war deutlich leerer als das Kult-Lokal daneben. Ebenfalls in dieser Ecke befindet sich Premiata Panineria. Sie hat nur abends auf und ist eher etwas für einen Snack auf die Hand. Für einen Quick Lunch kann ich Euch Opulentia ans Herz legen. Dort gibt es leckere Focaccias mit unterschiedlichsten Dingen drauf – darunter Olivenpaste, Provolone, Schinken oder Salami.  Veganern bzw. Vegetariern empfehle ich das So What. Und last but not least muss man das Dalodi erwähnen. Hier gibt es vom Aperitivo über die sogenannte Pizza Bianca bis hin zu einer riesigen Auswahl Gelato alles, was das Herz begehrt. Und man sitzt entweder in einer Art Vorhof, einem Garten oder auf der Dachterrasse.