Gepostet am 07.02.2014 / von Roberto La Pietra
“Klein Barcelona” heißt das Viertel Barceloneta der katalanischen Metropole frei übersetzt. In der Tat wirkt diese Gegend zwischen Strand und Hafen wie eine Miniatur-Version der Mittelmeerstadt. Einst galt Barceloneta als anrüchiges Viertel von Fischern und Prostituierten, heute öffnet sich die Gegend Schritt für Schritt und mausert sich zunehmend zum angesagten Viertel. Gleichzeitig hat sich die Gegend aber etwas sympathisch Morbides erhalten und die Gentrifizierung hält nur gemächlich Einzug. Alte Frauen plauschen beim morgendlichen Einkauf, betagte Herren trinken den Café con Leche am Tresen ihrer Stammbar. Die meisten Touristen begegnen Barceloneta nur, wenn sie im Sommer scharenweise von der Metro-Station Richtung Strand pilgern. Doch wer einmal in die Seitenstraßen abbiegt, findet eine Fülle an interessanten Orten und entdeckt unter anderem, dass die spanische Küche mehr zu bieten hat als Paella und Kroketten.
Die besten Backwaren weit und breit bekommt man bei Forn de Baluard an der Plaça del Poeta Boscà. Einheimische kommen täglich aus allen Winkeln der Stadt, um hier einzukaufen. In der angrenzenden Markthallte lässt sich zudem mediterrane Lebensart schnuppern. Hier kaufen die alteingesessenen Bewohner Barcelonetas Fisch, Gemüse und Obst ein. Wer die Atmosphäre aufsaugen möchte, setzt sich am besten an den Tresen der hiesigen Bar und schlürft mit den Einheimischen einen Cortado. Wichtig: Die Markthalle hat ausschließlich am Vormittag geöffnet.
Nur ein bis zwei Straßen weiter wartet das katalanische Tapas-Restaurant L’Òstia Taverna Gastronómica auf Gäste. Die Einrichtung zeigt sich modern und schick, das Essen traditionell – aber zeitgemäß präsentiert. Beim Bestreichen des beliebten Pan con Tomate hilft gern mal die freundliche Großmutter aus.
Auch wenn es keine spanischen Gerichte gibt: Ein italienischer Import, den man besuchen sollte, ist das kleine Restaurant La Casita in der Carrer de l’Atlàntida – hier serviert ein ebenso hektischer wie herzlicher Koch saftig belegte Pizza im Rechteck-Format. Die Wartezeit kann unter Umständen recht lang ausfallen, doch es lohnt sich auszuharren!
An der Ecke Carrer Guítert und Carrer Sant Carles dagegen wartet ein kleines, aber feines Tapas-Restaurant mit dem Namen El Ben Plantat auf Gäste. Das Besondere: Das Gastgeberpärchen dieses Lokals bietet – ungewöhnlich für die spanische Gastronomie – auch eine Menge Gerichte für Vegetarier an. Im nördlichen Teil Barcelonetas hat sich dagegen eine Reihe schickerer Restaurants angesiedelt, die sich auch oder gerade im Winter für ein Abendessen anbieten, das, wie überall in Spanien, in der Regel jedoch nicht vor 22 Uhr eingenommen wird.
Zu den schönsten Restaurants zählen Segons Mercat in der Carrer Balboa, El Nou Ramonet in der Carbonell sowie El Xiringo. Alle drei verbinden gekonnt die traditionellen Elemente der katalanischen Küche mit einem modernen Anstrich. Frischer Fisch und gute Weine gehören zum Grundinventar. Wer nach soviel spanischer Küche mal einen Burger braucht, findet den bei BRO Burger. Dieser recht sympathische Hipster-Laden verlangt aber für einen Cheeseburger ohne Pommes schon über 7 Euro.
Und wer nach so vielen Schlemmereien einen starken Digestiv benötigt, sollte ein paar Straßen weiter ziehen Richtung Carrer Sant Carles, denn dort befindet sich die bei Studenten überaus angesagte Absenta Bar. Wie der Name schon vermuten lässt, gibt es hier stolze 20 Sorten des hochprozentigen Getränks. Nach einem üppigen Drei-Gang-Menü ist ein Absinth aber vielleicht genau das Richtige! Nicht zuletzt haben sich auch die Strandbars richtig gemausert und sind bei Weitem nicht so touristisch wie man meinen könnte. Auch die eignen sich super für einen Absacker und sind um einiges netter als die neuen Lokale Wokiwok und La Barraca, die nahe Strand aufgemacht haben. Die kommen zwar optisch echt cool daher, rücken aber selbst dann keinen Tisch für einen Drink raus, wenn der Laden praktisch komplett leer ist. Vergebens warteten wir auch auf einen Außentisch bei Santa Marta – das kann ich ebenfalls weniger empfehlen.