Gepostet am 08.07.2018 / von Roberto La Pietra
Die Haupt-Location im Stemmerhof hat in den letzten Jahren so einiges an Veränderung gesehen. Das ursprüngliche Restaurant hatte ausgedient – in die Lücke sprang ein griechisches Lokal, das von Beginn an einen unglaublich schwierigen Stand hatte. Es wurde in den ersten Wochen nämlich regelrecht überzogen mit vernichtenden Bewertungen – vor allem auf Google. Fast genauso befremdlich waren die überaus aggressiven Reaktionen des Besitzerpaares. Man kann sagen, auf Google entstand die reinste Schlammschlacht. Die Besitzer sagten, die alte Chefin hätte ihre ehemaligen Kunden auf sie angesetzt. Prüfen können wir es natürlich nicht.
Jetzt gibt es jedenfalls einen Cut und ich glaube, es wird auf Dauer Ruhe reinkommen. Die begehrte Lage hat sich nämlich der Kult-Österreicher Ö1 geschnappt, von dem es bereits ein sehr erfolgreiches Lokal gehobener Alpenküche in Schwabing gibt. Die Dependance am Stemmerhof war von Anfang an sehr gefragt – Reservierungen waren daher von Beginn an Pflicht.
Keine Frage: Kulinarisch kann dieses Lokal was. Wir waren als Gruppe dort, so dass ich gleich eine ganze Reihe von Gerichten kosten konnte. Als Vorspeisen hatten wir zum Beispiel eine kalte Gurkensuppe sowie ein Carpaccio vom Tafelspitz. Beides war sehr, sehr gut. Geschmacklich haben uns auch die Hauptgänge überzeugt: Ein Fiakergulasch, eine Art Cordon Bleu mit Pesto-Füllung sowie natürlich das Wiener Schitzel mit Erdäpfeln. Auch wenn man rein vom Handwerk her absolut nichts bemängeln kann, fanden wir die Portionen für die gehobenen Preise schon etwas klein. Die Schnitzel waren für knapp 19 Euro recht überschaubar. Und beim Gulasch hätte man sich glaub ich auch keinen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn man noch einen Knödel mehr spendiert hätte. Positiv fiel der Beilagensalat mit einem feinen Kürbiskern-Öl auf.
Immerhin blieb noch genug Platz für ein Dessert – da teilten wir uns einen Kaiserschmarrn und Mohnnudeln. Die sahen zwar auf den ersten Blick auch nicht riesig aus, haben uns aber im Gegensatz zu den Hauptspeisen sehr wohl satt gemacht und waren überaus lecker. Lobend erwähnen muss ich die Getränke. Da gibt es zum Beispiel ein herrlich süffiges Zwickelbier – schön trüb, genau wie ich es mag. Und auch die Weinauswahl kann sich sehen lassen.
Kommen wir zum Ambiente und Service: Letzerer ist sehr freundlich, fix und professionell. Vor allem merkt man, dass das Lokal nicht wie so viele Restaurants in München an Personalmangel leidet. Das Team ist auf zack und man merkt, dass eine gewisse Bindung zum Arbeitgeber besteht. Nicht so dolle fanden wir dagegen die Einrichtung. Die Konterfeis berühmter Persönlichkeiten wie Arnie oder Senta Berger an der Wand stechen zwar positiv ins Auge, prinzipiell wirkt das Lokal aber recht gedrungen, eng und vom Beleuchtungskonzept her jetzt nicht allzu gemütlich.
Fazit: Das Essen ist spitze – das Team sehr nett. Für die hohen Preise würde ich mir neben der tollen Qualität aber größere Hauptgerichte wünschen und auch die Einrichtung finde ich nur bedingt gelungen.
Plinganserstr. 6