Gepostet am 05.08.2018 / von Roberto La Pietra
In der Innenstadt was Lockeres zu finden, ist ja eher schwierig. Gerade nach einem Kino-Besuch oder nach dem Shoppen wäre es doch ganz nett, sich irgendwo noch in entspannter Atmosphäre einen Drink zu gönnen. Der Dachgarten, der vor einigen Wochen auf einem Parkdeck hinter dem Mathäser Kino aufgemacht hat, beweist, dass man eine kleine Oase selbst mitten im Münchner Zentrum aufmachen kann.
Der Eingang springt einem keineswegs ins Auge. Per Aufzug eines Parkhauses in der Adolf-Kolping-Straße geht es in den vierten Stock. Oben angekommen, erwarten Euch Bier und Drinks zu fairen Preisen, ein gemütliches Flair und sowohl mittags wie abends auch eine kleine Auswahl an Speisen – zum Beispiel die derzeit allseits so beliebten Bowls. Zwischen den vielen Sitzgelegenheiten gibt es kleine Blumenbeete, für die “Urban Gardeners” aus der ganzen Stadt verantwortlich sind. Alles in allem eine gemütliche Angelegenheit also.
Wie es in München immer so ist, sprechen sich solche Ecken meist recht schnell rum und verlieren mitunter auch ihren alternativen Charakter. Bei meinem ersten Besuch an einem Samstag war es wahnsinnig voll, was aber verständlich und nachvollziehbar ist. Beim zweiten Mal und unter der Woche hatte sich zuvor eine Gruppe von rund 70 BMW-lern die Location gemietet. Und die gingen natürlich nicht punkt sieben nach ihrer Veranstaltung. Das gab dem Dachgarten etwas leicht Frankfurt-artiges – ein Afterwork-Event mit Schlipsträgern halt. Alle anderen Besucher waren sichtlich genervt von diesem Bankerflair.
Am angenehmsten war es noch beim dritten Besuch – ebenfalls unter der Woche. Nur fiel mir da leider mal auf, dass so mancher Besucher den gemeinnützigen Ursprungsgedanken nicht so ganz mitträgt und sich von seiner berüchtigt-münchnerischen Seite zeigte. Selbst obwohl gefühlt die Hälfte der Plätze frei war, musste man sich noch ordentlich durchfragen, um sich irgendwo niederzulassen. Da wurden ähnlich wie in einem Flixbus oder ICE einfach mal ganze Sitzreihen mit Taschen und Rucksäcken derartig demonstrativ zugepackt, dass man eigentlich schon gar nicht mehr fragen wollte, ob man ein Plätzchen haben kann. Taten wir es doch, wurden widerwillig die Habseligkeiten vom Nebensitz genommen.
Ob ich nochmal hingehen würde? Ich glaube eher nicht. Entstehen in München solche alternative Oasen, muss man eigentlich immer unter den ersten Entdeckern sein. Haben die Massen den Ort erst Mal entdeckt, wird es meist leider recht ungemütlich.
Adolf-Kolping-Str. 100