Gepostet am 11.07.2017 / von Roberto La Pietra
Wenn man in einer Stadt so groß wie London wohnt, braucht man höchstwahrscheinlich einen überschaubaren Kosmos, um sich dauerhaft heimisch fühlen zu können. Würde ich in der britischen Hauptstadt leben, würde ich sicherlich am liebsten in Clapham in Londons Süden wohnen wollen. Dort war ich vor 20 Jahren bereits das erst Mal, als ich eine Freundin besuchte, die seinerzeit ihr Au Pair-Jahr in der Stadt verbrachte. Von Londonern nördlich der Themse wird der Süden oftmals ein wenig belächelt, ich habe mich jedoch auch dieses Mal wieder superwohl gefühlt. Touristen verirren sich zudem kaum hierher.
Dreh- und Angelpunkt des Viertels ist die Clapham High Street. Die ist regelrecht gepflastert mit Restaurants und Bars. Letztere erschienen mir teilweise ein bisschen prollig. Total empfehlen kann ich allerdings die Bridge Bar für einen Drink vor dem Dinner. Ein paar Straßen nördlich von der High Street gibt es zu dem die Craft Beer Co., die gefühlte 200 Sorten Bier von Micro Breweries in ganz Europa auf Lager hat. Mir persönlich hat das Pig & Porter Skylarking Pale Ale am besten geschmeckt. Im Sommer kann man nicht nur vor der Bar, sondern auch in einer Art Biergarten nach hinten raus sitzen. Seine Drinks holt man wie meist in England üblich an der Bar.
Zu den Lokalen: Für Tex Mex bieten sich Cafe Sol und Mendoza Square für Burritos und Quesadillas an. Burger gibt es zum Beispiel bei Hachés und Byron, wobei Letzeres schon sehr auf Familien ausgerichtet zu sein scheint. So eine Art asiatische Tapas gibt es bei Mommi, das auch über eine stylische Bar verfügt. Reservierungen fürs Dinner werden nur für maximal 90 Minuten vergeben – hoffentlich ist das nicht die Zukunft, die uns für Münchner Lokale ebenfalls blüht. Tolle libanesische und türkische Mezze bekommt man bei Olives & Mezze auf der High Street. Unter den vielen Pubs in der Gegend ist das Falcon auf der Bedford Road beliebt und empfehlenswert. Tollen Soya-Cappuccino habe ich bei 7oZ getrunken – süßer kleiner Coffee Shop im Hipster Style.
Wenn Ihr so schönes Wetter wie ich haben solltet, stattet dem nahegelegenen Clapham Common Park einen Besuch ab. Dort kann man sich im Sommer auf die Wiese legen und den Jungs beim Rugby spielen zu sehen. Überhaupt hat der Park etwas vom Flair eines College Campus. Gleich um die Ecke liegt mit dem WC eine tolle Bar mit großem Außenbereich – eignet sich hervorragend für einen Sprizz oder Gin Tonic am frühen Abend. Erwähnen muss man auch die edleren kleinen Restaurants und Wine Bars im Viertel. Die preisen auf ihren Menüs im Internet fantastische, überwiegend neu-interpretierte britische Küche an. Das Preisniveau ist aber leider recht gesalzen. Toll sieht zum Beispiel The Dairy aus.
Last but not least liegt das aufstrebende Viertel Brixton nur rund 20 Gehminuten von Clapham entfernt. Das für sein fast schon karibisches Flair bekannte Einwandererviertel ist dabei, im Eiltempo gentrifiziert zu werden. Neben einem Boxpark aus alten Cargo-Containern und bunten Obst-, Gemüse- und weiteren Farmer-Ständen es hier unter dem Dach eines verzweigten Marktes immer mehr tolle Lokale und Brunch-Cafes – darunter zum Beispiel Honest Burger für Burger, eine Reihe von exotischen Läden etwa für karibische und indische Küche sowie gesagt süße Cafés zum Brunchen. Tipp: um 10 Uhr ist hier auf jeden Fall noch überall ein Platz zu finden. Ab 11 Uhr wird es sehr voll und reservieren kann man offensichtlich im Voraus meist nicht. Wir haben tollen Avacado- und Smoked Salmon-Toast bei Federation Coffee gegessen. Toast: den gibt es in vielen Formen zudem im benachbarten Burnt Toast Café.
Clapham und Brixton – eine tolle Seite von London, die viele überraschen wird, selbst wenn sie schon öfters hier waren. Hotels findet man hier zwar so gut wie keine, wenn man früh bucht, lassen sich aber nette Zimmer und ein paar komplette Wohnungen bei airbnb finden.