Gepostet am 26.11.2017 / von Roberto La Pietra
Zugegeben: Mit einer Reise nach Gran Canaria gewinnt man bei Facebook und Instagram nicht gerade den Hipster-Preis. Das Image der Kanareninsel ist eher altmodisch und angestaubt. Für die Bettenburgen in Playa del Inglés stimmt das sicherlich. Gran Canarias Hauptstadt Las Palmas täte man aber verdammt Unrecht. Es ist schon wieder eine ganze Weile her, dass ich hier war – genauer gesagt etwa 15 Jahre. Umso mehr war ich beeindruckt, wie sehr sich Las Palmas gewandelt hat. Aus der Stadt ist eine richtig lebenswerte Metropole geworden.
Alle Voraussetzungen dafür hat die Stadt ja eigentlich. Das Wetter ist praktisch das gesamte Jahr über warm, es gibt eine ganze Reihe an Stadtstränden und last but not least: Immer mehr neue Restaurants. Gleichzeitig sind die Preise human. Und die Stimmung in der Stadt in etwa so entspannt wie noch vor vielen Jahren in Barcelona, das seit einigen Jahren unter irrsinnigen Besuchermassen ächzt und dessen Einwohner mittlerweile einen regelrechten Groll gegen Touristen haben.
Anscheinend haben sich viele Junge Canarios, die krisenbedingt die vergangenen Jahre in England oder Deutschland verbracht haben, auf den Weg zurück gemacht, um sich mit ihren Ideen in Palmas selbständig zu machen. Besonders die Gegend um den Parque Santa Catalina hat in puncto Lokale einiges zu bieten wie ich fand.
Toll ist zum Beispiel das kleine Restaurant Meráki – hier gibt es vegane Küche zu tollen Preisen. Ich hatte einen Salat mit Orangen, eine Polenta mit Pilzen sowie einen Kaffee, ein Wasser und sogar ein Glas Wein – alles zusammen für günstige elf Euro. Ein paar Schritte weiter gibt es mit Bioloco ein weiteres fleischloses Restaurant – geführt von zwei sympathischen Jungs. Neben vegetarischen Burgern, Salaten und Quiche findet ihr hier auch kanarisches Craft Beer.
Wenn Ihr Lust auf klassische Tapas habt, empfehle ich Bodegón Biberon – hier hatte ich Pimientos de Padrón, Kartoffeln in Meersalz-Kruste und marinierten Thunfisch – sehr gut. Gut geluncht habe ich am Santa Catalina Park im Park Tapas & Bar, wenn der Name auch etwas irreführend ist, da es hier vor allem italienische Küche gab. Nicht probiert, aber gesehen habe ich noch La Bulla und Clandestino. Diese zwei Lokale sahen sehr einladend aus. Libanesisch kann man gut bei Mesón Libanés essen. Frühstücken ist in der Stadt etwas schwieriger – da könnt Ihr zum Beispiel ins The Couple an der Promenade gehen. Da gibt es unter anderem Avacado-Toast mit Ei und – da es unter der Leitung von Italienern ist – Croissant in allen erdenklichen Varianten.
Nicht zuletzt gibt es ein paar tolle Läden, wenn man die Strandmeile bis fast runter zum Auditorio geht. Dort liegen einige schöne Bars und Restaurants mit Außenbereich, in denen die Locals zum Feierabend-Drink kommen. Toll sahen zum Beispiel das Block Café und die Bandidos Beach Bar aus. Frittierte Meeresfrüchte könnt ihr in der Ocean Bar essen.
Sollte das Wetter in Las Palmas mal nicht mitspielen, bringt Euch der Bus Nummer 50 in rund 45 Minuten nach Maspalomas. Dort scheint die Sonne deutlich öfters. Fallt bloß nicht auf den Bus Nummer 30 rein – der nennt sich zwar „directo“, hält aber gefühlte 30 Mal an. Die Restaurants im Süden der Insel sind bei Weitem nicht so spannend wie in der Hauptstadt. Tolle Pasta mit Meeresfrüchten habe ich aber zum Beispiel im Time unweit vom Strand gegessen. Direkt drüber liegt so eine Art Indisches Restaurant mit fast schon tropischer Dachterrasse. Das hat allerdings nur am Abend auf.
Insgesamt fiel mir auf Gran Canaria auf, wie freundlich man gegenüber Alleinreisenden ist. Gerade abends ist es manchmal unangenehm, ohne Begleitung essen zu gehen. Da Südeuropäer gerne in Gruppen oder als Familie dinieren, hat man oft das Gefühl, man fällt unangenehm auf. Besonders in Las Palmas fiel es mir allerdings richtig leicht, alleine Essen zu gehen. Das kenn ich aus anderen Städten völlig anders.
Als Übernachtung kann ich Euch eine Wohnung empfehlen, die Ihr bei Booking.com findet und die nur wenige Schritte vom Santa Catalina Park liegt. Sie befindet sich im siebten Stock eines Hochhauses und hat einen fantastischen Ausblick über den nördlichsten Teil der Stadt. Das Meer sieht man zu beiden Seiten. Ist ein Kreuzfahrtschiff im Hafen, sieht man das ebenfalls. Last but not least liegt die Wohnung strategisch günstig zu einem Busterminal und zu einem Taxistand. Zum Strand sind es rund fünf Minuten – zu den erwähnten Restaurants überwiegend auch.