Gepostet am 13.07.2018 / von Roberto La Pietra
Der Viehhof ist tot – es lebe der Viehhof. Auch wenn der Nachtbiergarten seit diesem Sommer leider Geschichte ist und der Baustelle für das geplante Volkstheater weichen muss: Ohne alternativen Raum im Schlachthofviertel müssen wir auch 2018 zum Glück nicht auskommen. Dank Bahnwärter Thiel.
Unter dem Namen wurde nämlich ein kleines Areal zwischen Tumblinger Straße und Bahndamm geschaffen, das einem das Gefühl gibt, nicht mehr in München zu sein. Ein alter U-Bahnwagen mit DJ-Pult im Fahrerhäuschen, eine improvisierte Küche mit afrikanischen Imbissen, ein kleiner Thresen mit Bier und Limonade, eine Ballustrade aus Holzplanken und nicht zuletzt ein verschachtelter Turm aus Containern – fertig ist die Hipster-Zone.
Im Gegensatz zum Viehhof-Biergarten muss man sich die Öffnungszeiten jedoch ein bisschen genauer anschauen, bevor man sich umsonst auf den Weg macht. Auf der Website und auf dem Facebook-Profil des Bahnwärters findet ihr die Veranstaltungshinweise und Öffnungszeiten der kommenden Tage. An den Wochenenden könnt Ihr jedoch fast garantiert davon ausgeben, dass der Electro-Club seine Pforten öffnet. Und am Sonntagnachmittag habt Ihr praktisch jede Woche die Möglichkeit, auf zerfledderten Ledercouches oder Holzpaletten zu chillen.
Bisschen befremdlich – wenn auch lecker – fand ich die Sansibar-Platte von der kleinen Küche unter dem Holzplanken-Turm. Die Kombi aus Kartoffeln, Gemüse und verschiedenen Teigtaschen war zwar superlecker und wurde stilecht von einer afrikanischen Mama serviert.
Auf der anderen Seite muss ein bayerischer Bezirksbeamter bei der Abnahme schon beide Augen zugedrückt haben. Ohne jetzt der große Spielverderber sein zu wollen: Wenn das Besteck kurzerhand schnell in einem trüben Wasser einer Plastikschüssel auf dem Steinboden gewaschen wird, fragt man sich schon, warum so manches “reguläre” Restaurant von KVR und Co. oft so getriezt wird.
Aber wie gesagt – man sollte da nicht päpstlicher als der Papst sein. Wer so ein Areal in München möchte, sollte da lieber mal nicht so genau drüber nachdenken. Ich finde das Projekt jedenfalls cool und freue mich noch auf viele gemütliche Sonntage bei lässigen Electro-Klängen. Und auch wenn ich keine Nachteule bin: in den Club am Freitag- oder Samstagabend muss ich demnächst auch unbedingt einmal.