Gepostet am 01.10.2015 / von Roberto La Pietra
Die wohl stolzeste Stadt Spaniens ist bekanntermaßen der Erfindungsort der Tapas. Da es die hier aber schon so lange gibt, sind die Klassiker wie Serrano-Schinken und Kartoffel-Kroketten den Einheimischen zu langweilig geworden. Touristen fallen rund um das Flussufer leicht auf die Klischee-Läden herein, wobei man sagen muss, dass die Preise auch hier voll ok sind. Dennoch solltet Ihr in Sevilla sehr genau vorab recherchieren. Dann könnt Ihr nämlich wahre Perlen entdecken.
Ganz hoch im Kurs scheint derzeit eine Mischung aus Spanisch, Japanisch und Peruanisch zu stehen. Richtig gehört: Da der Thunfisch aus dem nahen Atlantik hier so günstig ist, setzen viele Restaurants in Sevilla vor allem auf diese Küchen, da roher Fisch in allen drei Ländern eine hohe Bedeutung hat.
Zwei grandiose Entdeckungen waren das Restaurant Nazca sowie das kleine Lokal Sal Gorda. Hier bekommt ihre ungewöhnlich experimentelle Probierportionen. Thunfisch kommt in aller Regel in Form von Tataki oder Tartar auf den Tisch. Ersteres beschreibt kleine Scheibchen von rohem Fisch, der butterweich auf der Zunge zergeht. Die peruanische Küche ist in Form des jetzt überall so angesagten Ceviches vertreten. Dabei handelt es sich ebenfalls um rohen Fisch, der meist über Nacht in eine Marinade eingelegt wird und somit zum Teil gart.
Was mich am meisten beeindruckt hat, waren die Preise. Die Tapas waren teilweise fast so groß wie Hauptgerichte. Trotz schickem Ambiente waren sie aber praktisch alle unter vier Euro zu haben. Bei uns würden sie das Drei- oder sogar Vierfache kosten. Kein Witz! Ich habe meinen airbnb-Vermieter dazu befragt und er meinte, dass das Essen in dieser Stadt so eine große Tradition hat, dass abends praktisch alle immer im Restaurant speisen. Durch die Krise sind die Preise in den Keller gefallen, weil die Locals aus dieser vergleichsweise armen Region sonst einfach nicht mehr rausgehen würden. Zudem sei der Thunfisch aus dem Atlantik hier einfach in Massen verfügbar.
Noch günstiger war das Essen im nahen Cádiz, wo sich der Ozean praktisch vor der Haustür befindet. Hier müsst Ihr unbedingt die Touriläden an den großen Plätzen meiden und zum Beispiel in das kleine Restaurant an der Avenida de Ramón de Carranza gehen, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß. Dort essen mittags nur schicke Business-Männer mit Schlips. Dennoch war das Essen hier hochwertig und geradezu schnäppchenartig billig. Tapas kosten dort jeweils 2,50 Euro und sie haben teilweise die Größe von Hauptgerichten. Unglaublich!