Gepostet am 22.03.2017 / von Roberto La Pietra
Ihr kennt ja vielleicht noch das Agora an der Ecke der Schmied-Kochel- und der Aberle-Straße. Der Laden war riesig, die Karte ebenfalls. Und obwohl dort vor allem am Freitag und Samstag eine Menge Griechen einkehrten – zu meinen liebsten Restaurants dieser Art zählte das Agora nicht. Dazu trug auch die dunkle, angestaubte Einrichtung bei. Am Samstag konnte man sich zudem kaum unterhalten, weil dann meist ein Keyboarder den Raum mit seinen Klängen erfüllte. Auch die Speisen hauten mich nicht wirklich um. Die Salatsoße schmeckte wie Maggi Fix für Salat und auch das Fleisch war meist völlig überwürzt. Gut fand ich die Öffnungszeiten. Einmal saß ich mit einem Kumpel hier Samstagabend bis halb drei. Wo in Sendling oder überhaupt in München geht sowas schon?
Große Hoffnungen hatte ich auf das neue Restaurant – Armonia. Was die Einrichtung angeht, ist es gegenüber dem Vorgänger auf jeden Fall ein großes Upgrade. Alles ist hell und lichtdurchflutet, und auch wenn mir die Gestaltung jetzt eher bayerisch als griechisch vorkommt – man fühlt sich deutlich wohler. An den großen Fenstern stören zwar die auffälligen, roten “Neu-Eröffnung”-Banner, aber die kommen ja sicher wieder weg. Begrüßt wird man auch nett – vor dem Essen gibt es gleich einen Ouzo aufs Haus. Und auch zur Rechnung gibt es einen Schnaps als Aufmerksamkeit – das Personal verabschiedet die Gäste beim Gehen sogar mit Handschlag.
Soweit das Lob. Mit dem Essen war ich persönlich nicht so happy. Die Karte ist wieder irrsinnig lang – ähnlich wie bei Agora. Selbst die Mittagsauswahl umfasst gefühlte 40 Gerichte. Sorry, aber das ist einfach too much und lässt auf die Zubereitung von Convenience Food schließen. Kein Restaurant der Erde kann so viele Speisen einigermaßen frisch zubereiten. Ich hatte ein Souvlaki, das ja eigentlich aus Schwein bestehen und mit einer dezenten Würzung auskommen sollte. Ich könnte aber schwören, ich hatte Pute – dazu in einer sehr sehr salzigen Marinade. Auf meine Frage hin versicherte der Kellner mir, dass es sich um Schwein handelt, aber ich bin ziemlich sicher, dass es das nicht war.
Dazu gab es Salat. Der wurde auch mit einer Soße garniert, die mich an eine Würzmischung erinnerte. Warum macht man das? Essig, Öl, Salz, Pfeffer – fertig! Mehr braucht ein Salat nicht. Meine Begleitung hat sich für zwei Vorspeisen statt einem Hauptgericht entschieden – genauer gesagt Haloumi und Tintenfisch. War ok – hat uns aber nicht vom Hocker gerissen.
Ich wünschte, ich könnte etwas Netteres schreiben, tatsächlich kenne ich aber mindestens ein halbes Dutzend Griechen in München, bei denen ich viel lieber esse. Ich habe einfach das Gefühl, dass hier wenig individuell zubereitet wird. Die umfangreiche Karte bestätigt das. Service und Freundlichkeit waren wie gesagt gut, die Einrichtung vermittelt nicht gerade das Gefühl eines Mykonos-Urlaubs, ist aber schön hell und freundlich. Das Essen ist jetzt nicht schlecht, aber besonders authentisch wirkte es auf mich leider nicht.
Aberlestraße 1