Gepostet am 06.05.2014 / von Roberto La Pietra
Bereits zwei Mal hatte ich versucht, der italienischen Gastro-Seele in der Vergangenheit auf den Grund zu gehen. Richtig gelungen ist es mir nicht. Denn auch im angeblich angesagten Trastevere zieren TripAdvisor-Sticker die Türen und fünfsprachige Speisekarten locken die Gäste aus aller Herren Länder. Irgendwer gab mir schließlich den Tipp, mal in San Lorenzo nach den sprichwörtlichen Trüffeln zu suchen. Und in der Tat – da wurde ich fündig.
Das Viertel befindet sich irgendwo hinter dem Hauptbahnhof – eingezwängt zwischen Bahngleisen, Friedhof und Unigebäuden aus den Sechzigern – kann also nicht mehr dem Prunk von Monti und anderen Vorzeige-Vierteln mithalten. Dafür zieht es aber auch nahezu ausschließlich Einheimische – insbesondere Studenten, Künstler und andere Alternative an. Bars, Trattorien, kleine Pizzerien und viele, viele Wand-Graffitis liefern alles, was so ein römisches In-Viertel braucht. Tagsüber geht es gemächlich zu. Kaffeetrinken könnt Ihr zum Beispiel in der Bar dei Brutti oder in der Streat Bar. Abends geht es dann so richtig ab, denn dann sind die Straßen voll von jungen Leuten, die ihr Bierchen selbst im Winter lieber im Freien als am Tresen trinken. Einen Wermutstropfen gab es für mich allerdings, denn mit 34 zähle ich hier komplett zum alten Eisen.
Dazu kommt noch, dass Rom nun mal nicht Kreuzberg ist. Während die deutsche Hauptstadt das Alleinsein und die Individualität zelebriert, wurden italienische Städte nun einmal einfach für Gruppen oder Familien gemacht. Das gilt auch oder vielleicht besonders für San Lorenzo – deswegen schmeckt mir die eigentlich recht feine Pizza im Sanlollo auch nur halb so gut. Aber hey – mit der passenden Begleitung von Freunden oder dem Partner ist San Lorenzo genau die Art von Italien, die ich cool finde. Lust bekommen? Dann startet am besten in der Via dei Sabelli, von dort aus ist die Orientierung kinderleicht…Wer nicht unbedingt was Italienisches essen möchte, kann sich zum Beispiel einen Burger bei Ferrovecchio gönnen. Literatenfeeling zum Espresso gibt es dagegen im libreria caffé giufà.